FC Bayern München: Wie Uli Hoeneß die Mitglieder gegen sich aufbringt

 
Uli Hoeneß hat bei der Jahreshauptversammlung des FC Bayern München mächtig Gegenwind aus dem eigenen Lager erfahren.
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Hoeneß hat bei der Jahreshauptversammlung des FC Bayern mächtig Gegenwind aus dem eigenen Lager erfahren. Wie kam es zum Bruch zwischen Hoeneß und einem Teil der FCB-Gemeinde? SPOX geht auf Spurensuche.

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Uli Hoeneß hat bei der Jahreshauptversammlung des FC Bayern München mächtig Gegenwind aus dem eigenen Lager erfahren. Er wurde nicht nur von mehreren Mitgliedern kritisiert, sondern teilweise sogar beschimpft und ausgepfiffen.
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Uli Hoeneß hat bei der Jahreshauptversammlung des FC Bayern München mächtig Gegenwind aus dem eigenen Lager erfahren. Er wurde nicht nur von mehreren Mitgliedern kritisiert, sondern teilweise sogar beschimpft und ausgepfiffen.

"Das trifft mich sehr", sagte der Präsident anschließend über die unüberhörbaren Unmutsbekundungen gegen seine Person. Wie kam es zum Bruch zwischen Hoeneß und einem Teil der FCB-Gemeinde? SPOX geht auf Spurensuche.
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"Das trifft mich sehr", sagte der Präsident anschließend über die unüberhörbaren Unmutsbekundungen gegen seine Person. Wie kam es zum Bruch zwischen Hoeneß und einem Teil der FCB-Gemeinde? SPOX geht auf Spurensuche.

Schon im November 2016, als sich Hoeneß nach seiner Zeit im Gefängnis zur Wiederwahl stellte, zeigten sich vereinzelte Mitglieder skeptisch. Man wolle keinen verurteilten Straftäter an der Spitze des Vereins haben, hieß es vonseiten der Hoeneß-Kritiker.
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Schon im November 2016, als sich Hoeneß nach seiner Zeit im Gefängnis zur Wiederwahl stellte, zeigten sich vereinzelte Mitglieder skeptisch. Man wolle keinen verurteilten Straftäter an der Spitze des Vereins haben, hieß es vonseiten der Hoeneß-Kritiker.

Die Anzahl der Hoeneß-Verfechter war zu diesem Zeitpunkt allerdings weitaus größer. Er wurde mit einer überwältigenden Mehrheit von 97,7 Prozent zum Präsidenten gewählt, erntete nur 108 Gegenstimmen.
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Die Anzahl der Hoeneß-Verfechter war zu diesem Zeitpunkt allerdings weitaus größer. Er wurde mit einer überwältigenden Mehrheit von 97,7 Prozent zum Präsidenten gewählt, erntete nur 108 Gegenstimmen.

Dass das Blatt zwei Jahre später auf dem besten Weg ist, sich zu wenden, liegt in erster Linie an Hoeneß‘ Auftreten in der Öffentlichkeit.
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Dass das Blatt zwei Jahre später auf dem besten Weg ist, sich zu wenden, liegt in erster Linie an Hoeneß‘ Auftreten in der Öffentlichkeit.

Ein Mitglied warf ihm bei der JHV 2018 "fehlende Souveränität" vor. Besonders die gehässigen Aussagen gegenüber ehemaligen Angestellten des Vereins kosteten ihm viele Sympathien.
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Ein Mitglied warf ihm bei der JHV 2018 "fehlende Souveränität" vor. Besonders die gehässigen Aussagen gegenüber ehemaligen Angestellten des Vereins kosteten ihm viele Sympathien.

Beispiel Nr. 1: Douglas Costa. Nach dessen Wechsel zu Juventus im Sommer 2017 trat Hoeneß gegen den Brasilianer nach. "Der hat nicht funktioniert, weil er ein ziemlicher Söldner war, der uns charakterlich nicht gefallen hat", sagte Hoeneß.
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Beispiel Nr. 1: Douglas Costa. Nach dessen Wechsel zu Juventus im Sommer 2017 trat Hoeneß gegen den Brasilianer nach. "Der hat nicht funktioniert, weil er ein ziemlicher Söldner war, der uns charakterlich nicht gefallen hat", sagte Hoeneß.

Beispiel Nr. 2: Matthias Sammer. Weil Sammer im Juli 2017 in seiner Funktion als Experte bei Eurosport Kritik an dem Spiel des Rekordmeisters übte, riet Hoeneß dem früheren Sportdirektor, "in Zukunft weniger über den FC Bayern zu reden."
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Beispiel Nr. 2: Matthias Sammer. Weil Sammer im Juli 2017 in seiner Funktion als Experte bei Eurosport Kritik an dem Spiel des Rekordmeisters übte, riet Hoeneß dem früheren Sportdirektor, "in Zukunft weniger über den FC Bayern zu reden."

Beispiel Nr. 3: Carlo Ancelotti. Als Ancelotti entlassen wurde, gab Hoeneß offenkundig zu, der Italiener habe fünf Spieler gegen sich gehabt. Später bezeichnete er die Leistungen unter Ancelotti als "katastrophal".
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Beispiel Nr. 3: Carlo Ancelotti. Als Ancelotti entlassen wurde, gab Hoeneß offenkundig zu, der Italiener habe fünf Spieler gegen sich gehabt. Später bezeichnete er die Leistungen unter Ancelotti als "katastrophal".

Beispiel Nr. 4: Michael Reschke. Nachdem der ehemalige Chefscout zu Saisonbeginn einen Playoff-Modus vorgeschlagen hatte, um die Liga angesichts der Dominanz des FCB spannender zu gestalten, kanzelte Hoeneß ihn süffisant als "schlauen Herrn Reschke" ab.
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Beispiel Nr. 4: Michael Reschke. Nachdem der ehemalige Chefscout zu Saisonbeginn einen Playoff-Modus vorgeschlagen hatte, um die Liga angesichts der Dominanz des FCB spannender zu gestalten, kanzelte Hoeneß ihn süffisant als "schlauen Herrn Reschke" ab.

Beispiel Nr. 5: Juan Bernat. Hoeneß prangerte den Spanier im Rahmen der legendären Wut-PK im vergangenen Oktober mit den Worten an, er habe in einer Partie gegen Sevilla "einen Scheißdreck" gespielt und sei deswegen an PSG verkauft worden.
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Beispiel Nr. 5: Juan Bernat. Hoeneß prangerte den Spanier im Rahmen der legendären Wut-PK im vergangenen Oktober mit den Worten an, er habe in einer Partie gegen Sevilla "einen Scheißdreck" gespielt und sei deswegen an PSG verkauft worden.

Beispiel Nr. 6: Paul Breitner. Hoeneß verbannte den Ehrenspielführer indirekt von der VIP-Loge der Allianz Arena, nachdem dieser es gewagt hatte, Kritik an ihm zu üben.
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Beispiel Nr. 6: Paul Breitner. Hoeneß verbannte den Ehrenspielführer indirekt von der VIP-Loge der Allianz Arena, nachdem dieser es gewagt hatte, Kritik an ihm zu üben.

Bei Hoeneß hat Nachtreten Tradition. Immer sind die Anderen schuld. Weitere ehemalige Trainer wie Felix Magath, Jürgen Klinsmann oder Louis van Gaal können davon ein Lied singen.
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Bei Hoeneß hat Nachtreten Tradition. Immer sind die Anderen schuld. Weitere ehemalige Trainer wie Felix Magath, Jürgen Klinsmann oder Louis van Gaal können davon ein Lied singen.

Dass er in der jüngeren Vergangenheit plötzlich auch gegen Außenstehende wie etwa Ex-Nationalspieler Mesut Özil austeilte, verbesserte sein Standing im Umfeld des FCB keineswegs.
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Dass er in der jüngeren Vergangenheit plötzlich auch gegen Außenstehende wie etwa Ex-Nationalspieler Mesut Özil austeilte, verbesserte sein Standing im Umfeld des FCB keineswegs.

Derartige Respektlosigkeiten, gepaart mit der durchwachsenen sportlichen Situation des Vereins, brachten das Fass am späten Freitagabend maßgeblich zum Überlaufen. "Und du willst unser Präsident sein?", schrien mehrere Mitglieder.
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Derartige Respektlosigkeiten, gepaart mit der durchwachsenen sportlichen Situation des Vereins, brachten das Fass am späten Freitagabend maßgeblich zum Überlaufen. "Und du willst unser Präsident sein?", schrien mehrere Mitglieder.

Hoeneß verzichtete darauf, dem kritischsten Redner des Abends zu antworten. Er lasse sich nicht auf dessen Niveau herab, er sei ja schließlich mit zahlreichen "Unwahrheiten" konfrontiert worden.
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Hoeneß verzichtete darauf, dem kritischsten Redner des Abends zu antworten. Er lasse sich nicht auf dessen Niveau herab, er sei ja schließlich mit zahlreichen "Unwahrheiten" konfrontiert worden.

Auch damit versäumte er eine Chance, die Wogen zu glätten. Im Gegenteil: Der Unmut der Mitglieder stieg an. Viele beschimpften ihn als "Feigling" und "Lügner". Hoeneß, das machte die JHV deutlich, ist in der FCB-Gemeinde längst nicht mehr unantastbar.
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Auch damit versäumte er eine Chance, die Wogen zu glätten. Im Gegenteil: Der Unmut der Mitglieder stieg an. Viele beschimpften ihn als "Feigling" und "Lügner". Hoeneß, das machte die JHV deutlich, ist in der FCB-Gemeinde längst nicht mehr unantastbar.

Hoeneß versprach, sich von nun an "sachlich" zu äußern. Schon am Sonntag legte er im Rahmen eines Fanclub-Besuchs in Kersbach aber direkt nach. Paul Breitner zum Beispiel sei nicht Opfer, sondern Täter.
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Hoeneß versprach, sich von nun an "sachlich" zu äußern. Schon am Sonntag legte er im Rahmen eines Fanclub-Besuchs in Kersbach aber direkt nach. Paul Breitner zum Beispiel sei nicht Opfer, sondern Täter.

Die Fankritik nahm er sich offenbar kaum zu Herzen, sprach von Rufschädigung einer ganz kleinen Minderheit und adressierte damit auch den Bayern-Fan, der ihm zwei Tage zuvor heftige Vorhaltungen gemacht hatte. Sein Ruf sei "tadellos", meint Hoeneß.
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Die Fankritik nahm er sich offenbar kaum zu Herzen, sprach von Rufschädigung einer ganz kleinen Minderheit und adressierte damit auch den Bayern-Fan, der ihm zwei Tage zuvor heftige Vorhaltungen gemacht hatte. Sein Ruf sei "tadellos", meint Hoeneß.

Durch diesen erneuten, wenig reflektierten Verbal-Rundumschlag dürfte die aktuell wahrnehmbare Kluft nun noch größer werden. Hoeneß habe "endgültig den letzten Funken Realitätssinn verloren", ist nur einer von zahlreichen negativen Kommentaren im Netz.
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Durch diesen erneuten, wenig reflektierten Verbal-Rundumschlag dürfte die aktuell wahrnehmbare Kluft nun noch größer werden. Hoeneß habe "endgültig den letzten Funken Realitätssinn verloren", ist nur einer von zahlreichen negativen Kommentaren im Netz.