Bayerischer Staatszirkus

Der FC Bayern München hat souverän den Telekom Cup 2017 gewonnen
© getty

Nach dem Sieg beim Telekom Cup 2017 geht es für den FC Bayern München nach Asien. Dass die Vorbereitung auf die kommende Saison dabei zu kurz kommen könnte, ist offensichtlich nicht zu befürchten. Die Münchner können es sich leisten, den Fokus auf Show und Unterhaltung zu legen.

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Offiziell fand der Telekom Cup 2017 am Samstag im Borussia-Park statt. Gastgeber Borussia Mönchengladbach nahm dann auch daran teil und die "Elf vom Niederrhein" wurde standesgemäß vor den beiden Spielen geschmettert.

Aber bei einem Blick in das für ein Vorbereitungsturnier sehr gut gefüllte Stadion, konnte man sich auch eine etwas kleinere Ausgabe der Allianz Arena erinnert fühlen. Die Südkurve war komplett in rot getüncht und auch sonst war rot die dominierende Farbe an diesem Nachmittag.

Auf dem Platz setzten sich diese Kräfteverhältnisse fort. Der FC Bayern beherrschte sowohl 1899 Hoffenheim im Halbfinale als auch Werder Bremen im Endspiel nach Belieben. Die Bayern zeigten Kombinationen und Spielzüge, die bei vielen Beobachtern schon wieder die Frage aufwarfen, mit vielen Punkten Vorsprung die Meisterschaft in diesem Jahr nach München geht.

Hoeneß von seinen Bayern beeindruckt

Die Tore trugen das Prädikat künstlerisch wertvoll. Robert Lewandowskis Seitfallzieher gegen Hoffenheim, Thomas Müllers Hackenassist gegen Bremen und die größte Zirkusnummer schlossen die Münchner nicht mal mit einem Tor ab, weil Franck Riberys Lupfer-Querpass nach einer aufregenden Passstafette etwas zu ungenau war.

Die Ahs und Ohs, das beeindruckte Raunen gehörte an diesem Nachmittag allein den Münchner. Auch weil sonst keine andere Mannschaft in den zweimal 45 Minuten Spielzeit ein Tor aus dem Spiel heraus erzielte. Dass dabei noch potenzielle Stammkräfte wie Manuel Neuer, Jerome Boateng und Arjen Robben (alle verletzt) sowie die Urlauber Joshua Kimmich, Arturo Vidal, Niklas Süle und Sebastian Rudy fehlten, fiel nicht ins Gewicht.

"Die Art und Weise, wie die Mannschaft Fußball gespielt hat, war beeindruckend", sagte Präsident Uli Hoeneß mit großer Zufriedenheit. "Die Mannschaft hat trotz der frühen Phase der Saison sehr engagiert gespielt und für die über 40.000 Zuschauer eine fantastische Unterhaltung geboten hat."

Der FC Bayern als Unterhaltungsbetrieb

Unterhaltung, das ist für die Bayern mittlerweile das zentrale Element der Vorbereitung. Etwas wirtschaftlicher ausgedrückt, könnte es auch Kundenbindung heißen. Und aus diesem Grund reisen die Bayern am Sonntag weiter nach Asien, wo es bei Stopps in China und Singapur gegen Arsenal, Milan, Chelsea und Inter geht (alle Spiele live auf DAZN).

Dass unter diesem rein wirtschaftlich motivierten Trip die Vorbereitung leiden könnte und die Münchner zu Saisonbeginn angreifbar seien, scheint indes nicht zu befürchten. Zu fit, zu ehrgeizig und zu professionell zeigt sich diese Mannschaft. Zumal nach der Rückkehr aus Asien am 28. Juli noch drei Wochen bis zum Bundesligaeröffnungsspiel zuhause gegen Bayer Leverkusen bleiben.

Deshalb können die Bayern unter dem Motto "Visiting Friends" ganz entspannt nach China fliegen und ihre neue Attraktion James Rodriguez auch dem asiatischen Markt präsentieren.

Konkurrenzkampf als Antrieb beim FC Bayern

Dafür, dass die sportlichen Aspekte nicht zu kurz kommen, sorgt laut Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zum einen die perfekte Planung der Reise. Neben den zahlreichen PR-Terminen ist ausreichend Zeit für Trainingseinheiten eingeplant, außerdem bieten die vier hochkarätigen Gegner in den Testspielen Trainer Carlo Ancelotti die Möglichkeit, einige Sachen auszuprobieren. Der Italiener hat bereits angekündigt, sowohl beim Personal als auch bei der Formation zu experimentieren.

Zum anderen treibt die Bayern die qualitativ hochwertige Zusammenstellung des Kaders an. "Jeder muss irgendwann um seinen Platz kämpfen. Das motiviert jeden, der spielen will", sagte Hoeneß. Das habe man in Mönchengladbach von "Anfang bis Ende gespürt. Die Spielfreude und das Engagement haben mir sehr, sehr gut gefallen."

Es ist dieser ganz eigene Wettbewerb, den die Bayern mit sich selbst austragen müssen, weil ihnen im eigentlichen Tagesgeschäft oft die Gegenwehr fehlt bzw. die Überlegenheit zu groß ist. So werden nicht nur Vorbereitungsturniere zum Entertainment in München, das nur noch in der heißen Phase zwischen Februar und Mai in den Hintergrund rückt.

Fürs Erste zieht der Zirkus aber weiter. Nächster Halt: Shanghai.

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