Der Aufstiegsheld sagt tschüss - und ist mit sich völlig im Reinen. Als Zweitliga-Rekordtorjäger Simon Terodde seinen Abschied von Schalke 04 im Sommer angekündigt hatte, empfingen ihn die Fans beim öffentlichen Training freundlich und ein wenig wehmütig. "Alle Parteien haben jetzt Klarheit, ich wollte da ein bisschen Dampf rausnehmen", erklärte der 35-Jährige anschließend seine Entscheidung - und sein Vater Ludger rief ihm zu: "Gut gemacht, Simon!"
Viel war in den vergangenen Wochen über die Zukunft des Stürmers spekuliert worden. Terodde, der den Traditionsklub mit 30 Toren zum sofortigen Wiederaufstieg geschossen hatte, war zuletzt nur noch zweite Wahl im Abstiegskampf. Bankdrücker mit wenigen Einsatzminuten - und nur drei Saisontreffern. Er habe sich "viele Gedanken gemacht mit engen Freunden und der Familie", berichtete er, habe "für Klarheit sorgen" wollen, damit "ich einen kleinen Rucksack abschmeiße und neue Energie freisetze".
Denn einmal will Terodde noch mit dem Schalker Fans feiern: "Mein ganz klares Ziel ist es, mich mit dem Klassenerhalt zu verabschieden." Wie solche Erfolge bei Königsblau bejubelt werden, hat er vor knapp einem Jahr erlebt: als er nach dem Aufstieg wildfremden Menschen um den Hals fiel und Freudentränen vergoss. "Meine Zeit hier war wahnsinnig emotional. Das bleibt immer hängen."
Der Bundesliga-Klub, der seiner Heimatstadt am nächsten ist, wird ihn auch in Zukunft verfolgen. "Ich bin in Bocholt geboren, da laufen viele bekloppte Schalke-Fans rum", erzählte Terodde schmunzelnd und fügte an: "Mein Vater konnte jedes öffentliche Training schauen, er sagt auch: gute Entscheidung, mutige Entscheidung."
Seine sportliche Zukunft sieht er anderswo. "Ich will auf jeden Fall noch weiterspielen", kündigte er an. Womöglich in der 2. Liga, der er wie kein anderer Fußballer seinen Stempel aufdrückte. Am 20. November 2021 hatte Terodde Dieter Schatzschneider in der ewigen Torjägerliste überholt, die er mittlerweile mit 172 Treffern anführt. Vielleicht kommen noch ein paar dazu.
Zuvor will er jedoch noch seine Bundesliga-Bilanz aufpolieren. Nur 13 Tore in 84 Spielen stehen zu Buche, "sicherlich möchte ich noch ein paar schießen". Und damit in den letzten acht Spielen dazu beitragen, dass Schalke, aktuell Tabellenvorletzter, doch noch den Sprung ans rettende Ufer schafft. "Das ist mein großer Wunsch", sagte er: "Jeder kann die Tabelle lesen, es ist ganz, ganz eng da unten." Der eine oder andere Treffer im Saisonendspurt - und Terodde könnte ganz entspannt auf zwei erfolgreiche Jahre auf Schalke zurückblicken. Und sein Vater wieder sagen: "Gut gemacht, Simon!"