BVB vor Revierderby gegen Schalke 04: Cola-Dusche für Bild-Reporter! Als Dortmunds Frank Pagelsdorf für einen Eklat sorgte

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Nach 1058 Tagen steigt am Samstag wieder ein Revierderby zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 vor Zuschauern. Der Schlager im Ruhrpott schrieb schon viele kuriose Geschichten - so auch im Dezember 1988, als BVB-Spieler Frank Pagelsdorf gegenüber einem Bild-Reporter die Sicherungen durchbrannten.

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"Sie können die Geschichte gerne schreiben", sagt Frank Pagelsdorf am Telefon. Doch sie selbst noch einmal ausführlich aus seiner Sicht schildern, das will der heute 64-Jährige nicht: "Es war schließlich nicht die intelligenteste Idee, die ich hatte."

Auch fast 34 Jahre später scheint es Pagelsdorf unangenehm zu sein, was ihn da am 10. Dezember 1988 geritten hatte. Dabei war sein damaliges Handeln keine Kurzschlussreaktion. Es hatte sich zuvor reichlich Frust beim damaligen Ersatz-Libero von Borussia Dortmund angestaut. Im Trainingslager habe er daher "lange überlegt", was zu tun sei, wie er einst zugab.

Was war geschehen? Es war Revierderby zwischen Zweitligist FC Schalke 04 und dem BVB, diesmal im Achtelfinale des DFB-Pokals. 47.300 Zuschauer tummelten sich an einem Samstag im Gelsenkirchener Parkstadion und sahen fünf Tore in 30 Minuten.

Mit einem Dreierschlag zwischen der 60. und 71. Minute brachten Michael Rummenigge, Norbert Dickel und Michael Zorc die Borussia auf die Siegerstraße, Schalkes Anschlusstore durch Jürgen Luginger und Ingo Anderbrügge kamen zu spät. Dortmund gewann 3:2 und sollte auch danach kein Spiel mehr in diesem Wettbewerb verlieren. Am Ende stand der Pokalsieg und damit die erste Trophäe seit 23 Jahren.

BVB-Spieler Frank Pagelsdorf mit Cola-Dusche für Reporter

Die Partie an sich verlief weitestgehend ruhig und insofern unspektakulär, dass sie es nicht ins üppig gefüllte Kuriositätenkabinett der Derby-Geschichte geschafft hätte. Doch dafür qualifizieren sich nicht nur Dinge, die auf dem Platz passieren. Und Pagelsdorf, der 16 Minuten vor Schluss eingewechselt wurde, hatte schließlich noch eine Rechnung offen. Zumindest aus seiner Sicht.

Jürgen Meyer war damals 50 Jahre alt und BVB-Reporter bei der Bild. Nach Spielschluss saß er mit anderen Journalisten im Pressekonferenzraum des Parkstadions, als ihn plötzlich eine klebrige Überraschung überkam. Pagelsdorf hatte sich in die PK geschlichen und Meyer hinter dessen Rücken mit einer Cola übergossen. Der Journalist drehte sich zunächst verdutzt um. Pagelsdorf grinste und sagte: "Das war mein Dank für deine guten Kritiken im letzten halben Jahr."

Das ließ sich Meyer nicht gefallen und setzte zum prompten Gegenschlag an. Es kam zum Tumult. "Mindestens zwei Treffer ans Kinn" musste der damals 30-jährige Pagelsdorf einstecken, wie er zu Protokoll gab. Der kicker schrieb gar von drei Faustschlägen. Daraus resultierten bei Pagelsdorf eine Kieferprellung sowie eine leichte Gehirnerschütterung. Und das, obwohl Meyer bei seinen Hieben laut eigener Aussage "nicht einmal die Hand wehgetan" hatte.

BVB-Präsident Gerd Niebaum: "Kaputtgeschrieben"

Pagelsdorf wollte seinen Racheakt aufgrund vorangegangener journalistischer "Tiefschläge" nicht ausschließlich egoistisch motiviert verstanden wissen. "Ich wollte die Öffentlichkeit wachrütteln", sagte er und führte die Tatsache ins Feld, dass man sich als Spieler "gleich Null" gegen die regelmäßigen Bewertungen der Journalisten zur Wehr setzen kann. "Ich habe extra meinen Kopf hingehalten."

Eine ernsthafte Diskussion darüber brach Pagelsdorf damit letztlich nicht vom Zaun. Sein Fall sorgte aber freilich für Aufsehen. In der medialen Verwertung im Anschluss bekam der Dortmunder durchaus häufig die Rolle des Opfers zugesprochen. Von vorherigen "Beleidigungen" durch Meyer war da zu lesen, auch die Vorstandsmitglieder des BVB zeigten sich empört über den Journalisten.

Präsident Gerd Niebaum erklärte, Meyer sei ohnehin ein Feind der Borussia, denn dieser habe bereits Edeltechniker Marcel Raducanu "kaputtgeschrieben". Auch der vor der Saison zurückgetretene Cheftrainer Reinhard Saftig sei Opfer von Meyers Berichterstattung gewesen, so Niebaum.

Frank Pagelsdorf kam zwischen 1984 und 1988 auf 126 Pflichtspiele (elf Tore) für den BVB.
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Frank Pagelsdorf kam zwischen 1984 und 1988 auf 126 Pflichtspiele (elf Tore) für den BVB.

BVB belegte Bild-Journalist mit Haus- und Stadionverbot

Dennoch erhielt Pagelsdorf vom BVB eine Strafe, denn dieses Nebengeräusch kam durchaus zur Unzeit. Eigentlich habe er "ein Denkmal verdient", war Pagelsdorfs Reaktion. Die Schwarzgelben hatten Meyer kurzerhand mit einem Haus- und Stadionverbot belegt, Pagelsdorf habe den Klub in seinen Augen daher "von einer Plage befreit".

Doch in Dortmund herrschte zu diesem Zeitpunkt Unruhe um Torjäger Frank Mill, der im Sommer als Kapitän abgesetzt und gegen Schalke gar aus dem Kader gestrichen wurde. Um ihn rankten sich Wechselgerüchte. Am Ende kam es anders: Mill blieb und war ein halbes Jahr später im Pokalfinale gegen Bremen bester Dortmunder, Pagelsdorf dagegen hatte auf Schalke sein letztes Spiel für die Westfalen absolviert.

Er liebäugelte mit einem Wechsel in die Schweiz. Der unterschriftsreife Vertrag, der ihm vom FC St. Gallen bereits vorlag, platzte jedoch aufgrund der Episode mit Meyer. Für 300.000 Mark ging es daher im Januar 1989 zu Ex-Klub Hannover 96. Ende des Jahres musste Pagelsdorf wegen eines Bandscheibenvorfalls seine Karriere beenden.

Und Meyer? Der bezeichnete seine Schläge als "Affekthandlung" und durfte später wieder über den BVB berichten. Der Journalist hatte sich auch dafür entschuldigt - "bei der Dortmunder Mannschaft, aber nicht bei Pagelsdorf".

BVB - Spielplan: Die nächsten drei Spiele

DatumGegnerAustragungsortWettbewerb
Samstag, 17. SeptemberFC Schalke 04Signal Iduna Park, DortmundBundesliga, 7. Spieltag
Samstag, 1. Oktober1. FC KölnRheinEnergieSTADION, KölnBundesliga, 8. Spieltag
Mittwoch, 5. OktoberFC SevillaEstadio Ramón Sánchez PizjuánChampions League, 3. Spieltag