Das Rätsel um Amin Younes bei Eintracht Frankfurt: Zwei Versionen, eine Konsequenz

Amin Younes hat nun einen schwierigen Stand bei Eintracht Frankfurt.
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Hinter Eintracht Frankfurt liegen turbulente letzte Transfertage. Bei all dem Wirbel um den geplatzten Wechsel von Filip Kostic zu Lazio Rom gerät die Akte Amin Younes in den Hintergrund. Warum ist der Spielmacher innerhalb weniger Wochen vom Fanliebling zum Buhmann geworden? Und wie geht es nach seinem gescheiterten Transfer in die Wüste jetzt mit ihm weiter?

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Als Markus Krösche Anfang Juni seinen Posten als Nachfolger von Fredi Bobic bei Eintracht Frankfurt antrat, machte er deutlich, den Kader der SGE verkleinern zu wollen. 23 bis 25 Spieler sollten es nach Ansicht des neuen Sportvorstandes sein.

Seit der Schließung des Transferfensters am 31. August stehen 30 Spieler im Aufgebot von Trainer Oliver Glasner. "Die optimale Größe des Kaders ist niedriger, das gebe ich zu", so Krösche. Allerdings konnte der 40-Jährige auch nicht damit rechnen, dass in den letzten Tagen einige eigentümliche Dinge passieren würden.

So wollte beispielsweise Filip Kostic unbedingt zu Lazio Rom wechseln, die Italiener boten nach Informationen von SPOX und Goal aber zu keinem Zeitpunkt der Verhandlungen mehr als die Hälfte der von der SGE geforderten 20 Millionen Euro und verzettelten sich beim Einreichen ihres Angebots per Mail auch noch auf kuriose Art und Weise. Hinzu kam, dass für weitere potenzielle Wechselkandidaten wie Daichi Kamada oder Evan N'Dicka entgegen diverser Medienberichte erst gar keine konkreten Offerten in Frankfurt eintrudelten.

Younes bei Eintracht Frankfurt: Vom Fanliebling zum Buhmann

Und da wäre auch noch die Akte Amin Younes. Der Confed-Cup-Sieger von 2017 steht ebenso wie Kostic immer noch im Kader von Glasner. Anders als im Fall des Serben, auf den die Verantwortlichen trotz Streiks öffentlich zugehen, ist es aber eher unwahrscheinlich, dass Younes noch einmal den Eintracht-Adler auf der Brust trägt. Für das Europa-League-Aufgebot der Hessen wurde der 29-Jährige sogar gestrichen.

Dabei galt er im Frühling noch als der neue Publikumsliebling und machte sich neben sportlich überzeugenden Leistungen auch neben dem Rasen sympathisch, indem er den Opfern des Hanau-Attentats gedachte und deren Familien unterstützte. "Ich weiß, was ich an der Eintracht habe", sagte Younes, den viele am Main gar schon als Identifikationsfigur sahen, Anfang Mai in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. "Wenn man seinen Hafen gefunden hat, dann sollte man da auch bleiben."

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Es ging Younes nicht nur um ein besseres Gehalt

Was passierte seitdem? Tatsache ist nach Informationen von SPOX und Goal: Younes spielte für weniger als die Hälfte seines vier Millionen Euro schweren Neapel-Gehalts in Frankfurt. Er wollte nach seinem sportlich eher bescheidenen Abenteuer in Italien einfach wieder Spaß am Fußball haben und regelmäßig auf dem Platz stehen.

Allerdings gab es nach seiner Ankunft am Main - wie auch von Sport1 berichtet - mit der ehemaligen sportlichen Leitung um Bobic eine mündliche Vereinbarung, die Situation nach der Saison neu zu bewerten. Sprich: Younes im Falle guter Leistungen mit einem verbesserten Gehalt zu belohnen und gegebenenfalls auch sofort die zwischen zwei und drei Millionen Euro liegende Kaufoption für ihn zu ziehen.

Younes, der sich zwischenzeitlich wieder in die deutsche Nationalmannschaft spielte, glaubte am Ende der Saison, das Nötige für ein verbessertes Gehalt getan zu haben. Er erhoffte sich die finanzielle Wertschätzung der neuen Führungsriege um Krösche, wollte aber auch Klarheit über seine sportliche Zukunft und nicht mehr als Leihspieler durchgehen. Zu einem Entgegenkommen kam es jedoch nicht, bei der Eintracht war man offenbar der Meinung, es sei noch ausreichend Zeit, um das Thema Younes zu klären. Daraufhin trug der Spieler seinem Berater auf, sich nach Alternativen für ihn umzusehen.

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Younes sprach schon Mitte Juni mit Al-Shabab

Seine erste Option war zu diesem Zeitpunkt die Eintracht, doch spätestens nach den ersten Gesprächen Mitte Juni wurde ihm schnell klar, dass die Hessen nicht bereit waren, ihm einen Vertrag nach seinen Vorstellungen anzubieten. Nun gibt es zwei Versionen: Die Vereinsseite lässt durchklingen, Younes habe "unrealistische Forderungen" (kicker) in puncto Gehalt gestellt. Aus dem Spielerumfeld hingegen heißt es, Younes habe mit Ende 20 noch einmal einen guten Vertrag abschließen wollen, aber keine Riesensumme verlangt - sondern vielmehr eine, die sich seinem alten in Neapel zumindest etwas nähert.

Die Wahrheit? Liegt möglicherweise irgendwo dazwischen. Younes jedenfalls traf sich nach Informationen von SPOX und Goal noch vor dem Start in die Saisonvorbereitung mit Vertretern des saudi-arabischen Klubs Al-Shabab, um einen möglichen Wechsel auszuloten. Da sich in den folgenden Wochen nichts an seiner Situation änderte, kommunizierte er schließlich intern seinen Wunsch nach einer Veränderung und erzielte eine Einigung mit Al-Shabab.

SGE-Trainer Glasner plante daraufhin ohne ihn, auch wenn Younes noch bis zuletzt engagiert im Stadtwald mittrainierte. Um den 20. August herum hieß es vonseiten aller Beteiligten, der Wechsel sei fix, es gebe nur noch letzte Modalitäten zu klären. Dann kam es allerdings erneut zu einer 180-Grad-Drehung.

Abschied im Winter? Younes nicht im Europa-League-Kader

Younes teilte den Frankfurtern plötzlich mit, bleiben zu wollen. Warum? Darüber lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nur spekulieren. Der gebürtige Düsseldorfer ist kein Ja-Sager, sondern ein Typ mit Ecken und Kanten, für den Gerechtigkeit über allem steht. Passt ihm etwas nicht, macht er seinen Mund auf. Ein Verhaltensmuster, das seiner Karriere nicht immer zuträglich war. So verließ er 2018 auch Ajax Amsterdam mehr oder weniger im Streit.

Gut möglich, dass seine Zeit in Frankfurt ähnlich zu Ende gehen wird. Die Nicht-Nominierung für die Europa League ist ein deutliches Zeichen dafür, dass er keine Rolle mehr in den Plänen der Trainer und Verantwortlichen einnimmt. Ein Abschied dürfte spätestens im Winter wieder ein Thema werden. Aktuell ist Younes nicht in den Trainingsbetrieb der Frankfurter integriert. Das hat nach Informationen von SPOX und Goal jedoch einen privaten Grund: Er heiratet.

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