BVB - Marco Rose und sein Auftrag als Cheftrainer von Borussia Dortmund: Mach es wie Terzic

Marco Rose geht in seine erste Saison als BVB-Trainer.
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Marco Rose muss während seiner ersten Vorbereitung als Cheftrainer von Borussia Dortmund viel improvisieren. Der BVB hat ihm einen klaren Auftrag mit auf den Weg gegeben.

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Vor einer guten Woche hat Borussia Dortmund die Vorbereitung auf die kommende Saison aufgenommen. Trotz des neuen Trainerteams um Marco Rose geht es beim BVB noch verhältnismäßig ruhig und vor allem überschaubar zu. Das hat auch mit der Europameisterschaft zu tun, elf Spieler fehlen Rose noch allein deshalb. Zudem bekamen im Vorjahr stark beanspruchte Spieler wie Erling Haaland oder Giovanni Reyna ein paar Tage zusätzlichen Urlaub spendiert.

Bis zum Start des Trainingslagers in Bad Ragaz am 23. Juli muss sich der neue Coach also mit einem Rumpfkader behelfen, dem derzeit einige U19- und U23-Spieler angehören. Mit der gesamtem Kapelle durchgängig in die Vollen gehen wird Rose aber auch während der Zeit in der Schweiz nicht können. Gerade die dann erst zum Team stoßenden EM-Fahrer dürften dort ein dosiertes Programm auferlegt bekommen.

Wie so oft in Folge eines Turniersommers muss die Borussia also viel improvisieren, um sinnvoll durch diese zerstückelte Vorbereitungszeit zu kommen - sowohl was die unterschiedlichen Belastungen der Spieler angeht, als auch die künftige Spielidee unter Rose. Die hat der 44-Jährige in der Pressekonferenz zu seiner Vorstellung bereits skizziert und wird sich nicht grundlegend von seiner Herangehensweise bei Borussia Mönchengladbach unterscheiden.

"Die Art und Weise, wie wir spielen wollen, habe ich schon relativ klar im Kopf", sagte Rose da und betonte zwar, wie wichtig ihm systematische Flexibilität sei, doch er hielt auch ein klares Plädoyer für das von ihm meist praktizierte 4-4-2 mit Raute.

BVB: Alle Termine im Überblick

DatumTermin
13. JuliTestspiel gegen den FC Gießen (18.30 Uhr/Gießen)
17. JuliTestspiel gegen den MSV Duisburg (15 Uhr/Duisburg)
17. JuliTestspiel gegen den VfL Bochum (16 Uhr/Duisburg)
23.-31. JuliTrainingslager des BVB in Bad Ragaz (Schweiz)
24. JuliTestspiel gegen Athletic Bilbao (St. Gallen)
30. JuliTestspiel gegen den FC Bologna (Altach)
6.-9. AugustDFB-Pokal, 1. Runde gegen SV Wehen Wiesbaden (Wiesbaden)
14. AugustBundesliga, 1. Spieltag gegen Eintracht Frankfurt (18.30 Uhr/Dortmund)
17. AugustSupercup-Finale gegen den FC Bayern (20.30 Uhr)

"Das ist immer ein spannendes System: zwei Stürmer, ein sehr starkes Mittelfeld, gut fürs Pressing, gut fürs Umschalten, gut fürs Positionsspiel", sagte Rose und ließ wissen, dass "man aus dieser Grundordnung viel machen" könne. Doch egal, ob das unter seinem Vorgänger Edin Terzic, der nun in der neu geschaffenen Position als Technischer Direktor fungiert, praktizierte 4-3-3 oder ein 4-2-3-1 - der BVB hat Rose für seinen Fußball einen klaren Auftrag mitgegeben.

Er selbst nannte das "Arbeiterfußball" und es ist kein Geheimnis, dass sich "dieses Borussia-Dortmund-Gefühl", das laut Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke wieder dauerhaft ausgestrahlt werden soll, stark an den in der Ära von Jürgen Klopp implementierten Werten orientiert. In Roses Worten: "Das bedeutet, viel zu investieren, zu laufen, gegen den Ball zu arbeiten, das Stadion hinter sich zu bringen, Bälle zu gewinnen, schnell umzuschalten. Aber natürlich über die Jahre gewachsen auch der Anspruch, guten Fußball zu spielen und Gegner zu bespielen und zu dominieren."

Es ist ein gutes Zeichen, dass sie beim BVB offenbar erkannt haben, wie wichtig es für die Stimmung in und um diesen Verein, vor allem aber auch für die Identifikation mit ihm ist, wieder verstärkt und nachhaltig eine klare fußballerische Identität herausbilden zu wollen. Das hat seit Klopps Weggang vor sechs Jahren aus diversen Gründen nicht funktioniert, so dass letztlich das, was von Klopp übrig blieb, immer stärker verblasste - mit den negativen Höhepunkten in der Saison 2017/18 und der vergangenen Spielzeit, als jeweils die Trainer vorzeitig gehen mussten.

BVB unter Marco Rose: "Das ist das entscheidende Thema"

Besonders mit Blick auf das letzte Jahr darf nämlich nicht unter den Tisch gekehrt werden, dass die Saison trotz des grandiosen Schlussspurts mit dem Erreichen der ausgegebenen Ziele inklusive des ersten Titels seit vier Jahren inkonstant und bei weitem nicht wie gewünscht lief. Es reichten schließlich die finalen acht siegreichen Pflichtspiele, die "BVB-Fan" Terzic medial zudem authentisch und bodenständig begleitete, um in Dortmund eine Euphorie auszulösen, die an glorreichere Tage erinnerte.

Roses Fußball muss es also schaffen, diese Welle konstant weiter zu reiten. Die Voraussetzungen in fußballerischer Hinsicht sind gut, denn Rose pflegt seit jeher einen emotionalen, intensiven und offensiven Spielstil, der mit vielen Balleroberungen und Umschaltsituationen zumindest theoretisch wunderbar zum Dortmunder Publikum und dessen Sehnsucht passt.

"Als Edin übernommen hat, hat man ja gesehen, dass diese Mannschaft spätestens ab Beginn der Rückrunde wieder einen anderen Fußball gespielt hat - einen, der den Menschen hier Freude macht. Das ist auch das entscheidende Thema", machte Watzke klar und forderte "dieses Selbstvertrauen und Selbstverständliche, aber auch diese Bereitschaft, die Zuschauer mitzunehmen und etwas auszustrahlen, was man sich vorher erarbeitet hat".

Die Fallhöhe für Marco Rose beim BVB ist hoch

Dass all dies "eine ganze Menge" (Watzke) und "natürlich ein großes Paket" (Rose) sei, darüber sind sich alle Parteien im Klaren. Denn es beinhaltet ja ungeachtet der erfolgreichen Endphase des Vorjahres auch, dass Rose Dortmunds wacklige Defensive stabilisieren, die hohe Anzahl an Niederlagen verringern und dem Team die häufige Wankelmütigkeit austreiben muss.

Und zwar idealerweise so, dass es trotz der üblich holprigen Vorbereitungsphase auf Anhieb funktioniert und Ergebnisse eingefahren werden. Das Horrorszenario eines Fehlstarts, das von den Rufen nach einer Terzic-Rückkehr begleitet würde, gilt es unbedingt zu vermeiden - oder schlimmstenfalls gekonnt zu moderieren.

Den Status, den sich der mit dem Verein stark verbandelte Terzic zuletzt erarbeitete, wird der nicht minder authentische Rose als Typ zunächst nicht erreichen können. Die Fallhöhe für den gebürtigen Leipziger ist gerade zu Beginn und aufgrund der konträren Entwicklungen, die Dortmund und Gladbach nach der Verkündung des Transfers nahmen, hoch.

BVB, Transfers: Die Zu- und Abgänge zur Saison 2021/22

ZugängeAbgänge
Gregor Kobel (VfB Stuttgart, 15 Mio. Euro)Lukasz Piszczek (Goczalkowice, ablösefrei)
Soumaila Coulibaly (PSG, ablösefrei)Jeremy Toljan (US Sassuolo, 3,5 Mio. Euro)
Immanuel Pherai (PEC Zwolle, Rückkehr nach Leihe)Leonardo Balerdi (Olympique Marseille, 11 Mio. Euro)
Marius Wolf (1. FC Köln, Rückkehr nach Leihe)Sergio Gomez (RSC Anderlecht, 2,25 Mio. Euro)