VfB-Boss Hitzlsperger "sehr" getroffen: "Bin kein Spalter"

SID
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© getty

Thomas Hitzlsperger fühlt im Machtkampf beim VfB Stuttgart seine Integrität verletzt - und wehrt sich vehement.
 

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Thomas Hitzlsperger war sichtlich aufgewühlt. Der heftige interne Machtkampf mit Präsident Claus Vogt und die scharfen öffentlichen Attacken der Fans hatten ihn emotional sehr berührt, der Vorstandschef von Fußball-Bundesligist VfB Stuttgart fühlte ganz offensichtlich seine Integrität verletzt - und konnte nicht mehr schweigen. Und so lief Hitzlsperger im Klubzentrum richtig heiß, während draußen im Schneegestöber die Profis das 1:2 im Derby beim SC Freiburg verarbeiteten.

Die vergangenen Wochen hätten ihn "sehr getroffen" und "brutal angefasst", sagte der Funktionär am Sonntag. Er sehe "all das infrage gestellt, was ich mein ganzes Leben gemacht habe. Dagegen möchte ich mich entschieden wehren". Es war der verzweifelte Versuch, sein massiv beschädigtes Image wieder aufzupolieren.

Hitzlsperger widersprach vehement der Anschuldigung, er hintertreibe die Aufklärung der Datenaffäre. Dies hatte ihm auch sein interner Widersacher Vogt als Reaktion auf einen Angriff Hitzlspergers auf den Präsidenten vorgeworfen. Hitzlsperger nannte dies "unbegründet und falsch. Der Vorwurf der Intransparenz und des mangelnden Aufklärungswillens trifft mich sehr hart". Die Affäre werde aufgeklärt, versprach er - aber erst dann, wenn wirklich alle Erkenntnisse vorlägen.

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Hitzlsperger machten aber auch die jüngsten Anfeindungen durch die VfB-Fans im Zuge des Machtkampfes schwer zu schaffen, wie er berichtete. "Ich bin überrascht über die Intensität. Es trifft mich persönlich sehr, was ich erfahre, höre oder lesen musste. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass ich als Spalter bezeichnet werde. Ich bin kein Spalter!" Stattdessen stehe er zu seinem "Wertekanon".

Hitzlspergers : "Das war nicht meine größte Sternstunde"

Auch Hitzlspergers Körpersprache machte deutlich, wie sehr ihn die schwierige Lage beschäftigt. Er spielte nervös mit einem Kugelschreiber, begegnete unangenehmen Fragen mit einem unsicheren Lächeln. Doch er bemühte sich redlich, sie alle zu beantworten - und sparte nicht mit Selbstkritik.

Seinen offenen Brief zum Jahreswechsel, in dem er Vogt scharf attackiert und eine Kampfkandidatur gegen den Präsidenten und Aufsichtsratschef angekündigt hatte, nannte er erneut einen Fehler: "Das war nicht meine größte Sternstunde."

Er habe sich "unter Druck dazu verleiten lassen", sagte er, und verwies auch auf die schwierige Corona-Situation, die sehr an seinen Nerven zerre: "Wir versuchen, den Verein über Wasser zu halten!"

Der Frage, ob er seine Kandidatur aufrechterhalten werde, wich Hitzlsperger gezwungenermaßen aus. Der Vereinsbeirat hatte sich weitere Kommentare dazu verbeten. Der frühere Nationalspieler will sich dazu allerdings "zeitnah äußern".

Er sei sich der Tatsache "bewusst, dass vieles im Verein im Argen liegt", meinte Hitzlsperger. Einer alleine könne die Wunden nicht "heilen". Er selbst sei aber bereit, seinen Beitrag zu leisten und wolle sein Amt "noch sehr, sehr lange" ausüben. Sein Hauptanliegen sei, "dass wieder Ruhe und Vernunft einkehrt". Auch bei ihm persönlich.