5 Thesen zum 18. Bundesliga-Spieltag: Klinsmann hat bei Hertha doch Recht behalten

Von Stefan Rommel
Jürgen Klinsmann war nur wenige Wochen Trainer von Hertha BSC.
© getty

Das Titelrennen ist schon jetzt kaum mehr eines. Wie kann das sein? Und was ist da los in Stuttgart? Warum atmet Augsburg auf? Und warum kann sich Jürgen Klinsmann in Berlin nun bestätigt fühlen? Die Antworten auf alle Fragen liefern die Talking Points des 18. Spieltags.

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FC Bayern auf Meisterkurs dank der Konkurrenz

Es ist jedes Jahr dasselbe: Vor der Saison wird im "Kicker" brav abgefragt, wer Deutscher Meister wird. Das ist natürlich eine rhetorische Frage, weil es ja eh immer die Bayern werden. Aber irgendwann lassen sich die vermeintlichen Verfolger dann so kleine Hintertürchen auf und reden davon, dass man "da sein muss", wenn die Bayern doch mal wider Erwarten schwächeln sollten.

Nun, die Bayern schwächeln in dieser Saison ein bisschen, so wie sie in der letzten Saison zum gleichen Zeitpunkt sogar ein bisschen arg geschwächelt haben. Da waren die Münchener nach dem 18. Spieltag nicht mal Tabellenführer. Derzeit steht der Rekordmeister aber nicht nur ganz vorne, sondern ist der Meute auch schon weit enteilt - trotz erheblicher Schwächen in allen Bereichen des Spiels, einer kaum wahrnehmbaren Sommerpause und einem vollgestopften Terminkalender.

Das ist in erster Linie schon ein Verdienst von Hansi Flicks Mannschaft, wird aber verstärkt durch die Unfähigkeit der angeblichen Bayern-Jäger aus Dortmund, Leipzig, Leverkusen oder Gladbach. In die Englische Woche gingen die Bayern mit zwei Niederlagen im Gepäck, eine davon im Pokal bei einem Zweitligisten. Heraus gingen die Bayern mit neun Punkten aus drei Spielen. Die Konkurrenz? Gladbach holte sieben, Leipzig vier, Leverkusen drei und Dortmund einen Punkt. Wenn also im Mai jemand fragt, wann sich das Titelrennen entschieden hat: Ende Januar haben sich die Bayern entscheidend abgesetzt.

Dem VfB Stuttgart fehlt ein echter Knipser

Noch immer ist nichts passiert, der VfB Stuttgart steht mit einer ordentlichen Punkteausbeute im Mittelfeld der Tabelle und der dargebotene Fußball ist weiter sehr hübsch anzusehen. Aber zu den absurden Volten hinter den Kulissen - Datenaffäre, Hitzlsperger - gesellt sich nun auch eine kleine Ergebniskrise. Seit dem fulminanten 5:1 in Dortmund gab es in den sieben Spielen danach nur noch fünf Punkte.

Zu den notorischen Problemen in der Defensive kommt mittlerweile eine veritable Schwäche in der Verwertung hochklassigster Torchancen. Stuttgart hat erst eines von 18 Ligaspielen ohne Gegentor überstanden, die vielen Gegentreffer aber lange Zeit mit genügend eigenen Toren kaschieren können.

Die Partie in Freiburg steht aber stellvertretend für einige andere der letzten Wochen. Der VfB vergibt viel zu viele Möglichkeiten und derzeit scheint sich eine der Befürchtungen vor der Saison zu bewahrheiten: Es fehlt (derzeit) ein echter Killer vor dem Tor. Stuttgart hat nach den Bayern die zweitmeisten Torschüsse aller Mannschaften abgegeben (281), aber daraus "erst" 33 Tore gemacht.

Zusammen mit einer gehörigen Prise Pech - Stuttgart hat nun schon zwölf Aluminiumtreffer angehäuft, mit Abstand die meisten aller Teams - führt das dann dazu, dass die Ergebnisse ausbleiben. Immerhin bleibt die Gewissheit, dass die Mannschaft sich genug Torchancen herausspielt. Und so eine schwächere Phase sollte man der jüngsten Mannschaft der Liga schon auch zugestehen.

VfL Wolfsburg: Die gnadenlose Effizienz eines Spitzenteams

Am Ende war es doch wieder wie aus einem Wolfsburg-Lehrbuch: Gegen Bayer Leverkusen genügte dem VfL erst eine starke Torhüterleistung und im späteren Verlauf eine sehr kompakte und konzentrierte Abwehrleistung plus die gnadenlose Effizienz einer Spitzenmannschaft, um zu drei weiteren Punkten zu kommen.

Zwar wackelte der VfL zu Beginn bedenklich, schon nach 15 Minuten hätte die Partie entscheiden sein können für die Gastgeber. Aber danach spulte Wolfsburg einfach sein Programm runter, routiniert und abgebrüht. Das ist in den seltensten Fällen spektakulär, aber eben sehr erfolgreich.

Zumindest bleibt Wolfsburg eine Mannschaft, die kaum zu bezwingen ist. Lediglich die Bayern und Dortmund haben das bisher geschafft und so verwundert es kaum, dass Oliver Glasners Mannschaft nun nach dem Auftakt der Rückrunde auf einen Champions-League-Platz gesprungen ist - mit nur 27 Toren, so wenig wie keine andere Mannschaft in den Top Ten.

Bisher war Wolfsburg vor allem gegen die Kleinen und Mittelfeld-Teams erfolgreich, leistete sich da so gut wie keinen Ausrutscher. Gegen die Großen aber haperte es bis Samstag doch gewaltig. Nun ist auch der Bann gebrochen, das 1:0 in Leverkusen war der erste Sieg im sechsten Anlauf gegen einen der vermeintlichen Top Five. Und spätestens das macht Wolfsburg zu einem klaren Anwärter auf die Königsklasse in der kommenden Saison.

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