BVB-Neuzugang Thomas Meunier droht zum Problem für Borussia Dortmund zu werden: Nicht einmal souverän

Kann die Erwartungen an ihn (noch) nicht rechtfertigen: Thomas Meunier.
© imago images / Poolfoto

Nach seinem Wechsel von PSG zum BVB erhielt Thomas Meunier viele Vorschusslorbeeren. Bisher ist der belgische Rechtsverteidiger aber mehr ein Schwachpunkt als ein Gewinn für Borussia Dortmund.

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Es gibt diese Spieler, die schon als Sympathieträger durchgehen, bevor sie überhaupt einmal für ihren neuen Verein auf dem Rasen gestanden haben. Spieler wie Thomas Meunier, die sich in der vor Egozentrikern nur so wimmelnden Fußballbranche nicht allzu wichtig nehmen.

"Ehrlich gesagt: Ich bin nicht super talentiert", sagte Meunier bei seiner Vorstellung als Neuzugang des BVB Anfang Juli. "Ich arbeite hart, gebe immer alles. Das ist es."

Die Lobhudeleien übernahmen andere. Der in Paris angestellte Ex-Dortmunder Thomas Tuchel zum Beispiel, der Meunier ablösefrei ziehen lassen musste und ihn als "zuverlässigen Spieler" beschrieb, der sich "in den Dienst der Mannschaft" stelle. Oder Michael Zorc, der Sportdirektor des BVB, der erklärte, Meuniers Verpflichtung sei genauso wichtig wie die des jungen Mittelfeldtalents Jude Bellingham.

Der 29-Jährige bringe neben all seinen fußballerischen Fähigkeiten "eine Top-Mentalität" mit. Diese Attribute, gepaart mit der Erfahrung von über 40 Länderspielen und fast 50 Einsätzen in der Champions League, erweckten den Anschein, der BVB könne mit Meunier den Abgang von Achraf Hakimi gen Mailand schnell kompensieren.

BVB-Neuzugang Meunier auch gegen Bayern unglücklich

Die Realität ist nach knapp vier Monaten jedoch eine gänzlich andere - und der Sympathieträger bislang höchstens ein Sympathieträger neben dem Platz.

"Wirklich angewidert", schrieb Meunier am Morgen nach der 2:3-Niederlage des BVB im Spitzenspiel gegen den FC Bayern unter ein Foto von ihm auf seinem Twitter-Kanal. Er meinte, so ehrlich wie er nun einmal zu sich selbst ist, damit wohl nicht nur das Ergebnis.

Meunier nämlich zeigte am Samstagabend eine unglückliche Leistung. Er gewann zwar immerhin etwas mehr als die Hälfte seiner Zweikämpfe (51 Prozent), ließ sich in entscheidenden Duellen mit Bayerns Linksaußen Serge Gnabry aber meist abkochen und fälschte obendrein den für Dortmund psychologisch ungünstigen Ausgleichstreffer der Münchner in der Nachspielzeit der ersten Hälfte durch David Alaba unhaltbar ins eigene Tor ab.

BVB-Defensive: Wer spielt wie viel?

RangSpielerMinuten
1Mats Hummels972
2Thomas Meunier966
3Manuel Akanji900
4Felix Passlack379
5Lukasz Piszczek136
6Nico Schulz29
7Mateu Morey16
8Marcel Schmelzer0
8Dan-Axel Zagadou0

Meunier beim BVB: Defensiv fehlerhaft, offensiv unauffällig

Hinzu kam, dass offensiv fast gar nichts über seine rechte Seite ging. Das lag zwar auch daran, dass Jadon Sancho abtauchte. Meunier aber traf in Dribblings oftmals die falschen Entscheidungen, wodurch viele Angriffsbemühungen der Elf von Lucien Favre im Keim erstickten. Er leistete sich mit 21 Ballverlusten die meisten aufseiten der Hausherren. Das Problem aus BVB-Sicht: Es war nicht Meuniers erstes Fehlerfestival dieser Art.

Sein persönlicher Albtraum im schwarz-gelben Dress widerfuhr ihm am 20. Oktober bei der 1:3-Auswärtspleite gegen Lazio, als er das Führungstor der Italiener durch einen eklatanten Fehlpass einleitete und vorne eine hundertprozentige Chance vergab.

Favre stellte daraufhin sein System vom 3-4-3 auf ein 4-2-3-1 um, wodurch Meunier seine laufintensivere Rolle als einzige Instanz auf der rechten Seite loswurde und in die Viererkette rückte. Die Formkurve der Mannschaft ging infolgedessen ein wenig nach oben, die des Neuzugangs aber nicht.

Dass Meunier Vorgänger Hakimi von der Spielweise her nicht eins zu eins ersetzen würde, war klar. So wenig Durchschlagskraft in der Offensive wie bislang kam für viele Beobachter aber sehr überraschend, zumal sich dazu die genannten Schwächen beim Verteidigen gesellten.

PSG-Experte: "Viele Fans sahen Meunier als Schwachpunkt"

Liegt es an der hohen Belastung? Mangelt es ihm noch an Automatismen? Oder ist schlichtweg nicht mehr von Meunier zu erwarten als bisher? Goal-Korrespondent Benjamin Quarez, der Meunier bis vor wenigen Monaten rege bei PSG verfolgte, ist der Meinung, dass es sich bei der derzeitigen Verfassung des Belgiers nicht um eine Momentaufnahme handelt.

"Er hatte schon in der vergangenen Saison einige schlechtere Spiele und wurde dafür auch kritisiert. Viele PSG-Fans sahen ihn als Schwachpunkt der Mannschaft, weil er defensiv anfällig war und offensiv kaum Akzente setzte", sagt Quarez, fügt aber an: "Ich empfand diese Kritik nicht immer als gerecht. Meunier ist natürlich bei weitem nicht der beste Rechtsverteidiger der Welt, in der Regel aber ein souveräner Spieler, der jeder Mannschaft in Europa helfen kann."

In Dortmund hoffen sie, dass Meunier diese Souveränität nach der Länderspielpause wieder erlangt. Andernfalls droht der Sympathieträger neben dem Platz zu einem Problem auf dem Platz zu werden.

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