Der FC Schalke 04 unter Manuel Baum und Naldo: Zeit für den Sonnenaufgang

Manuel Baum (Mitte) mit seinem Co-Trainer Naldo (rechts).
© imago images / Norbert Schmidt

Ergebnistechnisch sorgte das neue Trainergespann Manuel Baum und Naldo beim FC Schalke 04 bisher noch für keinen nennenswerten Umschwung. Vor dem Revierderby bei Borussia Dortmund am Samstag (18.30 Uhr im LIVETICKER) gibt es aber trotzdem Lichtblicke.

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Nach seinem zweiten Spiel als Trainer des FC Schalke 04 wurde Manuel Baum gefragt, ob er mit der Leistung seiner Mannschaft denn zufrieden sei. Zur Erinnerung: Sie hatte gerade zuhause 1:1 gespielt gegen den Abstiegskandidaten Union Berlin. Müsse man differenziert betrachten, antwortete Baum - wie man bei Schalke aktuell eigentlich alles differenziert betrachten muss.

Eigentlich müsste Schalke ja viel besser sein als auf Tabellenplatz 17, da sind sich alle internen Beteiligten und externen Beobachter einig. Aber unter den aktuellen Bedingungen fällt eben alles schwerer: Seit mittlerweile 20 Pflichtspielen ist der Klub ohne Sieg. Die Verunsicherung ist förmlich zu spüren.

Und so wertete es Baum als Fortschritt, dass seine Mannschaft diesmal immerhin sichtlich gekämpft hatte: "Wenn ich mir unsere Laufleistung, unsere Sprints, unsere Aggressivität ansehe, dann bin ich echt zufrieden. Wir haben einen kleinen Schritt nach vorne gemacht, aber noch nicht so weit, wie wir uns das vorstellen." Ein Lichtblick.

Skrzybski lobt Baum: "Er pusht die Mannschaft extrem"

Bei der Aggressivitäts-Animation spielt Baum selbst eine große Rolle: Wie schon bei seinem Debüt, dem 0:4 gegen RB Leipzig, coachte er seine Spieler vom Spielfeldrand lautstark. "Er pusht die Mannschaft extrem", lobte Steven Skrzybski. Und das nahmen sich die Spieler zum Vorbild, die sich auch gegenseitig pushten. In der stillen Veltins Arena war es gegen Union auf dem Platz lauter als noch unter Baums entlassenem Vorgänger David Wagner.

Trotz des Rückstandes gab Schalke nicht auf (wie etwa beim 0:8 beim FC Bayern oder beim 0:4 bei Leipzig), sondern kämpfte sich zurück und holte dank eines Treffers von Goncalo Paciencia immerhin ein Remis. "Treten wir mit dieser Leidenschaft und diesem Einsatz an, dann ist es schwer, gegen uns zu spielen", verkündete Baum.

Er ist aktuell weniger als Taktiker, gegen Leipzig und Union probierte er 3-5-2- und 4-3-3-Systeme, gefragt denn viel mehr als Psychologe. "Die Psyche ist ein großes Thema. In den Gesprächen mit den Spielern hört man, dass die Fantasie abhanden gekommen ist, ein Tor zu schießen. Es ist gar nicht mehr im Kopf, dass wir eines schießen können", erklärte er bei sportschau.de.

Etwas unbelasteter sind womöglich die Neuzugänge, von denen gegen Union gleich drei überzeugten. Kleine Lichtblicke. Der eingewechselte Remistorschütze Paciencia, von Eintracht Frankfurt ausgeliehen, der erst 20-jährige Rechtsverteidiger Kilian Ludewig, von RB Salzburg ausgeliehen und zuletzt beim FC Barnsley aktiv, und Keeper Frederik Rönnow, ebenfalls von Frankfurt ausgeliehen, überzeugten. Rönnow kam während dem 0:4 in Leipzig für den verletzten Ralf Fährmann ins Spiel und hat nun die Möglichkeit, sich als langfristige Nummer eins zu etablieren.

Naldos Aufgaben: Standards und die Sonne

Das einzige Gegentor gegen Union fiel in Folge eines Eckballs - seit Monaten eine erhebliche Schwäche von Schalke. Seit Beginn der Sieglos-Serie im Januar kassierte die Mannschaft neun Gegentore nach Standards. Annehmen soll sich dieser Problematik Baums neuer Co-Trainer Naldo, mit 1,98 Metern ist er schließlich fast doppelt so groß wie der ehemalige Keeper Baum.

Standardsituationen seien "sein Spezial-Gebiet", sagte Stürmer Mark Uth der SportBild: "Da kann er uns ganz genau sagen, wie wir zu stehen haben, wie wir uns verhalten sollen." Naldo selbst erzielte einst nach einer Ecke sein wohl umjubeltstes Tor für Schalke, wo er von 2016 bis 2019 selbst spielte: Das 4:4 nach 0:4-Rückstand in der Nachspielzeit des Revierderbys gegen Borussia Dortmund im November 2017.

Bei Schalke ist der 38-jährige Brasilianer aber nicht nur für Standards und nostalgische Gedanken verantwortlich, sondern auch für die gute Laune. "Er ist ein unfassbar positiver Charakter, hilft uns mit Rat und Tat. Vor allem in der jetzigen Zeit tut das extrem gut", findet Skrzybski. Auch wegen dieser Herangehensweise ist Naldo ein Lichtblick, laut Sportvorstand Jochen Schneider könne er gar helfen, "uns die Sonne zurückzubringen" - und das in einer Zeit, in der sie jeden Tag ein bisschen kürzer zu sehen ist.

FC Schalke 04: Fan-Ansprache nach dem Union-Spiel

Der passende Moment für den großen metaphorischen Sonnenaufgang wäre wohl das Duell mit dem ewigen Rivalen Borussia Dortmund. Anpfiff ist im Dortmunder Signal Iduna Park am Samstag um 18.30 Uhr und damit 14 Minuten nach dem Sonnenuntergang.

Unter Flutlicht wird es für Schalke wie beim Remis gegen Union in erster Linie um den Kampf gehen. So forderte es vergangene Woche auch eine Gruppe Schalker Ultras, die die Mannschaft vor den Stadiontoren zu einer Unterredung baten. "Das Spiel kann man verlieren. Es kommt aber auf die Art und Weise an", rief ein Sprecher. "Wenn ihr euch nicht mindestens so präsentiert wie heute, dann sehen wir uns wieder. Dann wird es aber nicht so friedlich. Ist das angekommen?"

Das Spiel gegen Dortmund ist zwar wichtig für das Prestige, wichtig für die Tabelle und den weiteren Saisonverlauf sind aber vor allem die Spiele danach. Zuhause gegen den VfB Stuttgart und den VfL Wolfsburg, dazwischen auswärts beim aktuell noch punktlosen Tabellenletzten FSV Mainz 05.

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