Werder Bremen: Die Fragen und Antworten zum Niedergang des SVW

Werder-Trainer Florian Kohfeldt (M.) und Frank Bauman, Geschäftsführer Sport.
© imago images / Nordphoto

Am kommenden Samstag droht dem SV Werder Bremen der erste Abstieg aus der Bundesliga seit 40 Jahren: Zwei Punkte und vier Tore fehlen auf den Relegationsplatz und Fortuna Düsseldorf. SPOX beantwortet die Fragen zum grün-weißen Niedergang.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Werder Bremens Krise: Wie konnte es so weit kommen?

"Es sind Fehler gemacht worden, und die darf man natürlich nicht wiederholen", sagte Willi Lemke am Samstagabend, nachdem der SVW 1:3 gegen Mainz verloren hatte. Der 73-Jährige hat die Hochzeiten an der Weser miterlebt, zunächst als Manager (1981-1999) und später im Aufsichtsrat (1999-2016). Darunter fällt auch die Ära Otto Rehhagel (1981-1995), und schon König Otto wusste: "Im Erfolg macht man die größten Fehler."

Der Erfolg, er liegt in Bremen schon einige Jahre zurück: Von 2004 bis 2010 spielte der Klub in sechs von sieben Jahren in der Champions League. Ein dauerhafter (finanzieller) Erfolg, in einer wirtschaftlich schwächeren Region und einem notorisch klammen Stadtstaat umso wichtiger.

Doch es gelang dem Klub nicht, die eigene Wettbewerbsfähigkeit an der Tabellenspitze zu zementieren. So wurde von 2008 bis 2011 etwa das Weserstadion für teures Geld umgebaut, doch die Kapazität blieb bei knapp über 42.000 Zuschauern. Über 70 Millionen Euro kostete der Umbau, den vor allem der Verein schulterte, doch der führte nicht zu den erhofften Mehreinnahmen. Auch gegen einen Verkauf des Stadionnamens wehrten sich die Fans jahrelang erfolgreich, was den Klub Millionen Euro kostete.

Werder Bremens Bundesliga-Platzierungen seit dem Titel 2004

SaisonPunkteTorePlatzierung
2003/047479:381
2004/055968:373
2005/067079:372
2006/076676:403
2007/086675:452
2008/094564:5010
2009/106171:403
2010/114147:6113
2011/124249:589
2012/133450:664
2013/143942:6612
2014/154350:6510
2015/163850:6513
2016/174561:648
2017/184237:4011
2018/195358:498

So machte sich der Nachteil in puncto Wirtschaftsstandort umso stärker bemerkbar, als die Einnahmen aus dem Europapokal schließlich ausblieben und Transfers nicht zündeten, gleichzeitig aber ein teurer Kader, zusammengestellt für die Königsklasse, bezahlt werden wollte (siehe: 04, Schalke). Und die nötigen Investitionen in die Infrastruktur und ein erstklassiges Nachwuchsleistungszentrum lassen ebenfalls auf sich warten: Das Internat ist weiterhin im Stadion untergebracht, doch ein geplantes NLZ in der Pauliner Marsch wird von den Anwohnern blockiert. Das Stadtgebiet verlassen will Werder nicht - nicht romantisch genug.

Damit wäre ein weiteres Problem des Vereins genannt: Werder will "anders" sein, ist stolz auf den eigenen Sonderweg im Vergleich zur unmittelbaren Konkurrenz. Eine familiäre Vereinsführung mit alten Recken auf den wichtigsten Positionen im Stile des FC Bayern, keine vorschnellen Trainerwechsel, und wenn, dann wird der U23-Trainer befördert. Ständig ist man auf der Suche nach dem nächsten Rehhagel, dem nächsten Thomas Schaaf - und so werden Trainer lieber zu spät als zu früh entlassen. Das kann gutgehen, muss es aber nicht.

Bayern kann es sich leisten, frühere Spieler einzubauen. Läuft es mal nicht, wie etwa vor einigen Jahren bei Christian Nerlinger, kann es der Klub verkraften. Und Werder? Frank Baumann wurde ohne Erfahrung im Job Geschäftsführer Sport, Clemens Fritz ohne Vorkenntnisse Chef der Kaderplanung. Als Outsider Thomas Eichin 2013 für Klaus Allofs übernahm, bremste er zwar den finanziellen Sturzflug, war aber intern nicht kompatibel: Im März 2016 trennte man sich von ihm statt von Trainer Viktor Skripnik - ein paar Monate später war Skripnik jedoch ebenfalls Geschichte.