VAR-Vision: DFB liebäugelt mit "Headset- und Leinwand-Lösung"

Von SID
Lutz-Michael Fröhlich beim Workshop "Schiedsrichter schulen Sportjournalisten".
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Am Rande des Workshops "Schiedsrichter schulen Sportjournalisten" hat Schiri-Boss Lutz-Michael Fröhlich zur aktuellen Situation der Referees in der Bundesliga Stellung genommen.

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Mehr Transparenz für den Zuschauer, weniger Ärger um den VAR? Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) liebäugelt im Ringen um mehr Akzeptanz für den Video-Assistenten mit einer "Headset- und Leinwand-Lösung". Als "Vision gesprochen", sagte Schiri-Boss Lutz-Michael Fröhlich am Dienstag im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund, sei es denkbar, "dass Schiedsrichter Entscheidungen irgendwann einmal selbst erklären und den Prozess erläutern".

Damit würde sich der Fußball an anderen Sportarten wie etwa dem American Football orientieren, wo Schiedsrichter längst über die Stadionlautsprecher mit den Zuschauern kommunizieren. "Wir sehen das als künftiges Jobbild des Schiedsrichters", sagte Fröhlich. Die Herausforderung dabei sei aber riesig, denn Schiedsrichter müssten "nicht nur intern kommunizieren, sondern auch in die Rolle eines Moderators schlüpfen".

Stegemann moniert Ungleichbehandlung

Zudem soll die Übertragung von strittigen Szenen auf die Leinwände in den Stadien die Interventionen des Video-Assistenten (VAR) verständlicher machen. Derzeit, das betonte beim Workshop "Schiedsrichter schulen Journalisten" auch DFB-Referee Sascha Stegemann, herrsche eine gewisse "Ungleichbehandlung zwischen Fernsehzuschauer und Stadionbesucher".

Am Fernsehbildschirm sieht der Zuschauer im Falle einer Intervention durch den VAR derzeit einen geteilten Bildschirm mit drei Einstellungen. Unter anderem werden die Sequenzen gezeigt, die der Video-Assistent dem Schiedsrichter für eine Überprüfung zur Verfügung stellt. Der Stadionbesucher erhält auf der Leinwand lediglich Informationen über den Grund einer Überprüfung und die darauf folgende finale Entscheidung.

Immer mehr Interventionen durch den VAR

"Wir würden das begrüßen, das würde sehr viel Druck rausnehmen", sagte Fröhlich. Aktuell erfüllen jedoch nicht alle Stadionleinwände die notwendigen Kriterien, um die Video-Sequenzen abspielen zu können; auch Rechtefragen müssten geklärt werden. Es braucht Zeit und Geduld, bis die angedachten Maßnahmen greifen könnten - das gelte bei der Eingliederung des Video-Assistent in den Fußball generell, bekräftigte Fröhlich.

Allgemein verzeichnet der DFB immer mehr Interventionen durch das technische Hilfsmittel. In der laufenden Bundesliga-Spielzeit griff der VAR 61-mal in das Spiel ein (0,4 pro Spiel), in der Premieren-Spielzeit 2017/18 waren es noch 88 (0,29) Unterbrechungen gewesen. 57 der 61 Eingriffe stufte der DFB dabei als korrekte Interventionen ein. Allerdings erhöhte sich die Dauer der Eingriffe von durchschnittlich 57 Sekunden (Saison 2017/18) auf mittlerweile 79 Sekunden. "Das Ziel ist es, die Dauer wieder auf unter eine Minute zu drücken", sagte Fröhlich.

Fröhlich reagiert auf Kritik von Gräfe

Die von Bundesliga-Referee Manuel Gräfe geäußerte Kritik nahm der Schiri-Boss derweil betont gelassen zur Kenntnis. "Wir leben eine offene Kultur, wenn einem etwas nicht passt, dann sagt er das. Wir setzen uns damit auseinander", sagte Fröhlich. Gräfe hatte im Kicker ein fehlendes Leistungsprinzip bei der Berufung der Schiedsrichter angemahnt. "Es geht aus meiner Sicht zu oft immer noch nach Politischem, Regionalem oder Persönlichem", hatte der Berliner gesagt.

Das konnte Fröhlich nicht gänzlich nachvollziehen. "Ich weiß nicht, wie Manuel das Leistungsprinzip für sich definiert. Ich kann nur sagen, dass wir mit der derzeitigen Situation zufrieden sind, aber durchaus Verbesserungspotenzial sehen", sagte der 62-Jährige.