Der vorbestimmte Weg

Posen, Dortmund, München: Der Weg des Robert Lewandowski verlief genau nach Plan
© getty

Robert Lewandowski wechselt nun endlich zum FC Bayern. Keine wirklich große Überraschung, hielten sich die Gerüchte um einen Transfer an die Säbener Straße schon seit fast einem Jahr. Beim BVB reifte der Pole zu einem der besten Stürmer Europas - und genau das war der Plan.

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Ein großes Geheimnis war es letztlich nicht mehr. Robert Lewandowski wechselt zum 1. Juli 2014 ablösefrei zum FC Bayern München und erhält dort einen Vertrag bis 2019. Einer der besten Stürmer der Welt wird dann beim derzeit besten Klub der Welt spielen - die Posse hat nun endlich ein Ende gefunden.

Es war nicht das erste Transfer-Theater um den Polen. Vor seinem Wechsel zum BVB gab es ein ähnliches Hick-Hack. Der Spieler wollte unter allen Umständen gehen, der Verein (damals: Lech Posen) wollte den Spieler aber nicht abgeben. Als es nach einem guten Jahr Anlaufzeit geschafft war, sprach dann auch Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke vom "schwierigsten Transfer, den wir je auf die Beine gestellt haben".

Zu seiner Dortmunder Anfangszeit war Lewandowski international noch vollkommen unbekannt, nur in seinem Heimatland ahnte man schon, dass aus dem Serientorschützenkönig (1. bis 3. Liga) mal ein echter Exportschlager werden könnte. BVB-Coach Jürgen Klopp ahnte auch schon etwas: "Lewandowski ist einer der spannendsten Spieler der vergangenen 10, 15 Jahre", sagte der BVB-Coach im Juli 2010. Arg verkehrt lag er nicht.

Beweglichkeit erblich bedingt

Bereits früh zeichnete sich ab, dass der in Warschau geborene Sohn zweier Leistungssportler ebenfalls einmal mit der professionellen Leibesertüchtigung sein Geld verdienen möchte. Robert entschied sich im Alter von acht Jahren für den Fußball und verbrachte sieben Jahre in der Jugendabteilung von Varsovia Warschau.

Auf Profiniveau ging es dann beim Drittligisten Znic Pruszkow los, gleich nach dem ersten Jahr heimste Lewandowski die Torjägerkanone ein. Der Weg ging steil nach oben, nach seinem Wechsel 2008 zu Lech Posen wurde er prompt zum polnischen Newcomer des Jahres gewählt.

Der Name Lewandowski landete damals unter Vorbehalt auf vielen Zetteln diverser Scoutingabteilungen. Durch seine explosionsartigen Fortschritte war schnell klar, dass diesem ambitionierten Spieler ein längerer Aufenthalt in der Ekstraklasa nicht gut tun würde.

Ein Freund der klaren Ansagen

Nach zwei Jahren und 32 Treffern in 58 Spielen für Posen war für Lewandowski die Zeit des Abschieds aus dem Heimatland gekommen. "Ich will und muss mich weiterentwickeln. Es ist Zeit den nächsten Schritt in meiner Karriere zu machen. Meine Entscheidung ist gefallen. Ich will Lech im Sommer verlassen und die konkrete Offerte von Borussia Dortmund wahrnehmen", verriet er damals der Zeitung "Fakt".

Der BVB war nicht der einzige Verein, der für einen Wechsel in Frage kam. Aus fast allen europäischen Ländern gab es Offerten für den Stürmer, der vor seinem Wechsel zu den Schwarzgelben zudem ein konkretes Angebot von 1899 Hoffenheim ausschlug und um ein Haar bei den Blackburn Rovers gelandet wäre. Der ausgebrochene Vulkan Eyjafjallajökull in Island ließ jedoch Medizincheck und Transfer auf die Insel platzen.

In Dortmund hatte Lewandowski mit den mittlerweile BVB-typischen Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen und musste sich eine Saison lang hinter Lucas Barrios einreihen, traf bei seinen häufigen Einwechslungen - auch als Mann hinter der Spitze - aber immerhin acht Mal ins Netz.

Anfangskritik führt zur Leistungsexplosion

Nach Barrios' Abgang, dank der abgeschlossenen Eingewöhnungszeit und aufgrund erhöhter Spielanteile entwickelte sich Lewandowski in den Folgejahren stetig weiter. Anfangs wusste man diesen Typus Stürmer aufgrund seiner zeitweise lethargischen Körpersprache, die Klopp sogar einmal öffentlich bemängelte, gar nicht so richtig einzuschätzen.

Doch der Durchbruch hin zum mitspielenden Goalgetter kam praktisch zwangsläufig, Lewandowski steigerte sich im Monatsrhythmus. In Dortmund reifte er auch dank der internationalen Wettkampfhärte, die zum Vorteil seiner Entwicklung noch hinzu kam, zu einem Prototypen des modernen Stürmerspiels.

Lewandowski versteht es mittlerweile wie kaum ein anderer Angreifer auf der Welt, sich im Luftkampf zu positionieren und zu behaupten. Das Spiel mit dem Rücken zum Tor, das das Zusammenspiel mit ihm erheblich vereinfacht und den Spielfluss seiner Mannschaft nicht unterbindet, hat er beinahe perfektioniert. Hinzu kommt eine hohe Handlungsschnelligkeit, die er mit einer herausragenden Technik und Ruhe am Ball verbindet.

Das beste Pferd im Stall

Lewandowski ist in einer Zeit, in der ein Stürmer auch Fähigkeiten eines offensiven Mittelfeldspielers mitzubringen hat, eine ideale Mischform geworden. Dass darauf ein Coach wie Bayerns Pep Guardiola steht, kommt wenig überraschend.

Und so ist der Wechsel an die Isar sowohl nachvollziehbar als auch lukrativ. Lewandowskis Management, das wie keines in der Bundesligageschichte zuvor mediale Prügel einstecken musste und sich sicherlich nicht immer falsch, aber auch nicht immer korrekt dem BVB gegenüber verhalten hat, darf sich für den Transfer zum deutschen Rekordmeister ebenfalls auf die Schulter klopfen.

Robert Lewandowski ist das heißeste Eisen im Stall von Cezary Kucharski und Maik Barthel, wirft am meisten Geld ab und ist zudem ein einzigartiges Projekt. Lewandowskis Klasse gepaart mit seiner Vermarktung werden ihn über kurz oder lang zum besten polnischen Spieler aller Zeiten werden lassen. Insofern war der Weg, den der Spieler zusammen mit seinen Vertrauten wählte, gewissermaßen vorbestimmt - immer weiter nach oben.

Robert Lewandowski im Steckbrief