L wie Luhukay, Jos: Nicht einmal in Augsburg hatte man sich in der Zwischenzeit auf der Rechnung, was den Klassenerhalt anbelangte, aber Jos Luhukay war zu jedem Zeitpunkt der ersten Bundesliga-Saison des FCA die Ruhe selbst. Immer wieder predigte der Niederländer diese Ruhe seiner Mannschaft, die erst in der Rückrunde richtig im Oberhaus ankam, um dann mit einer atemberaubenden Aufholjagd völlig verdient den Klassenerhalt zu schaffen. Für den FCA ist es umso bitterer, dass der Vater des Erfolgs völlig überraschend seinen Rücktritt einreichte. Die echten Gründe sind nicht bekannt, wobei das Verhältnis zu Klub-Chef Walther Seinsch nicht das beste sein soll. Eines ist aber sicher: Wir sehen Luhukay sehr bald wieder in der Bundesliga.
M wie Missverständnis: Eigentlich hatte Michael Skibbe überhaupt keinen Grund, in der Türkei bei Eskisehirspor hinzuschmeißen. Sein Klub spielte eine starke Runde. In der Türkei, wo es Trainer oft schwer haben, war er unumstritten - und noch dazu hatte er dort das deutlich schönere Wetter. Dennoch war der Reiz dann doch größer, im Winter in die geliebte Bundesliga zurückzukehren, um Hertha BSC vor dem Abstieg zu bewahren. Die Bilanz war allerdings verheerend: Skibbe verlor mit Hertha fünf Spiele und musste nach nur 52 Tagen wieder gehen. Was blieb, war eines der größten Missverständnisse der Bundesliga-Geschichte.
N wie Nossa, Nossa: Der Hit "Ai Se Eu Te Pego" des brasilianischen Popstars Michel Telo wurde zum Renner - und das eigentlich nicht nur in der Bundesliga. "Nossaaaa, Nossaaa", hallte es aus den Stadienboxen, aber auch die Profis nutzten den Tanz, um ihre Freude über geschossene Tore auszudrücken. Ob Dante, de Camargo oder Holtby - sie inszenierten den Party-Hit in aller Regelmäßigkeit. An dieser Stelle eine Bitte: Hört auf damit!
O wie Oenning, Michael: "Wer wieder ein 0:6 tippt, hat keine Ahnung von Fußball", sagte Michael Oenning vor dem Gastspiel des HSV am dritten Spieltag beim FC Bayern. In der Saison zuvor setzte es für die Hanseaten eine 0:6-Pleite, doch dies sollte sich nicht wiederholen. Wenn man es positiv sehen will, verlor Hamburg nur mit 0:5 - ein schwacher Trost. Vor allem für Oenning, dessen Demontage beim HSV spätestens mit diesem Spiel begann. Ende September war er seinen Job los.
P wie Pöhler: Die Kappe gehört zu Jürgen Klopp wie der Jubel-Arm, der wie ein Ventilator heftig schwingt, wenn seine Dortmunder Jungs ein Tor machen. Seit der Rückrunde hat die Kappe aber einen Schriftzug, der auffiel. "Pöhler", steht in großen Lettern drauf geschrieben. Gelb auf schwarzer Kappe versteht sich. Doch was heißt Pöhler eigentlich? Klopp erklärt selbst: "Das ist in Dortmund ein Fußballspieler." Eher ein Straßenkicker. Im Fanshop ist Pöhler längst ein Verkaufsschlager und Glück gebracht hat er wohl auch. Siehe Titelverteidigung.
Q wie Qual: Tauschen wollte man mit einem Fan des 1. FC Kaiserslautern in der Bundesliga-Saison 2011/2012 nicht. Nur vier Mal gewannen die Pfälzer in der gesamten Runde. Bitter war die Serie zwischen Oktober und April, als man in 22 Spiele in Folge nicht gewinnen konnte. Eine echte Qual für das Herz des Roten Teufels. Der Abstieg war mehr als verdient.
R wie Rekord: Der Bundesliga-Meister 2011/2012 heißt erneut Borussia Dortmund. Dass der Titel im Vorjahr kein Produkt des Zufalls war, bewiesen die Borussen. Sie spielten nicht nur einen reiferen Fußball, sondern auch einen deutlich erfolgreicheren: Mit 81 Punkten wurde ein Klub noch nie Bundesliga-Meister. Ein Rekord für die Ewigkeit?
S wie Spiel der Spiele: Ob es das verrückteste Bundesliga-Spiel der Geschichte war, sei mal dahin gestellt. Zu den verrücktesten und spannendsten und besten Spielen gehörte es aber allemal. Borussia Dortmund und der VfB Stuttgart trennten sich am 28. Spieltag mit 4:4. "Es gibt Tage, da fragt man sich als Trainer: Warum tust du das? Aber heute, nach solch einem geilen Spiel, weißt du, warum es sich lohnt", sagte Stuttgarts Trainer Bruno Labbadia. In der zweiten Minute der Nachspielzeit traf Christian Gentner zum 4:4-Ausgleich, nachdem es zuvor 2:0, 2:3, 4:3 gestanden hatte. Nur Jürgen Klopp fand nicht immer seinen Spaß am Spiel der Spiele: "Ich habe solch ein Spiel mit derartigen Führungswechseln noch nicht erlebt. Wenn ich ehrlich bin, ich hatte nicht komplett Spaß. Für mich war es am Ende ein Punktgewinn, denn nach dem 2:3 waren wir schon raus."
T wie Torjäger-Wahnsinn: Es ist gar nicht allzu lange her, da reichten 18 Tore, um Bundesliga-Torschützenkönig zu werden. In dieser Saison würde dies gerade mal zu Platz vier reichen, denn die Bundesliga-Stürmer rocken wie nie! Klaas-Jan Huntelaar traf 29 Mal, Mario Gomez 26, Robert Lewandowski wurde mit 22 Toren Dritter. Claudio Pizarro, Lukas Podolski und Marco Reus folgen mit 18 Treffern. So hat's Spaß gemacht!
U wie Umbruch: Marin weg, Wiese weg, Rosenberg weg, Borowski weg, Silvestre weg, Thy weg, Pizarro und Naldo sehr wahrscheinlich weg: Bei Werder Bremen steht mit Schlusspfiff der Bundesliga wohl der größte Umbruch der letzten Jahre bevor. Diesen durchführen sollen wieder Thomas Schaaf und Klaus Allofs, wobei es erstmals in der Ära des Werder-Gespanns Unmutbekundungen aus dem Fanlager im Stadion gab. Schaaf und Allofs müssen nun richtig handeln, sonst droht eine noch schwierigere Saison 2012/2013.
V wie verliebt in Neuer: Lange hat es gedauert, bis die Fans des FC Bayern Manuel Neuer in ihr Herz schließen konnten. "Koan Neuer", hieß die Parole, bevor Neuer überhaupt an die Isar wechselte. Vereinzelt waren die Banner in der Allianz Arena noch zu sehen. Sogar Regeln wurden aufgestellt, damit sich Neuer eine Daseinsberechtigung in München verdiene. Ein Unding. Doch spätestens in der Rückrunde der Saison, als Neuer stark aufspielte, sich auszeichnen konnte und in zwei Elfmeterschießen in Mönchengladbach und Madrid zum Helden avancierte, war ganz München verliebt in Neuer.
W wie Wechsel-den-Trainer: Auch in dieser Saison haben wieder einige Klubs in größter Not den Trainer vor die Tür gesetzt. Wirklich gut funktioniert hat es nur in Freiburg und Hoffenheim, wo der Abstieg souverän abgewendet wurde. Auch der HSV hatte ein Zwischenhoch, musste am Ende aber auch zittern. In Leverkusen ist eine Einschätzung schwierig, auch wenn man unter Sami Hyypiä ungeschlagen blieb. Totale Fehlgriffe fabrizierten Kaiserslautern, Köln und Hertha: Kein Zufall, dass diese drei Klubs die letzten drei Plätze der Bundesliga belegten.
X wie X-Beine ade: Er hat die schönsten X-Beine des Fußball-Planeten, nun sagt Raul Gonzalez Blanco "Bundesliga, ade!" Den Spanier zieht es nach Katar, wo er noch einmal im großen Stile Millionen verdient, bevor er seine atemberaubende Karriere beendet. Felix Magath wurde beim Transfer der Real-Madrid-Legende belächelt. Dass der heutige Wolfsburg-Trainer das richtige Händchen hatte, bewiesen die zwei Jahre Rauls in der Bundesliga. Dies empfand auch die Schalker Führung so und will die Nummer 7 nie wieder vergeben.
Y wie Yes you can, Otto: SPOX widmete ihm eine komplett eigene AL, als Otto Rehhagel völlig überraschend auf die Bundesliga-Bühne zurückkehrte. Als Nachfolger des völlig glücklosen Michael Skibbe sollte König Otto Hertha vor dem Abstieg bewahren. "Attack, Attack, Go" hieß sein Motto bei der ersten Pressekonferenz. "Yes, you can, Otto", hieß das Motto in Berlin. Rehhagel musste aber schneller feststellen, als ihm lieb war, dass die Hertha-Mannschaft völlig verunsichert war. Dass am Ende dennoch der Relegationsplatz heraussprang, darf als Zwischenerfolg verbucht werden. Sollte Hertha am Ende absteigen, wäre es ein unrühmliches Ende einer großen Trainerkarriere.
Z wie Zuschauerboom: Die Bundesliga ist so geil, weil sie viele tolle Mannschaften und Spieler hat und jede Woche viele Tore fallen. Doch richtig geil ist sie eigentlich, weil sie boomt wie keine andere Liga in Europa. Auch in dieser Saison stürmten die Fans in die Stadien. Die 306 Begegnungen wurden von insgesamt 13.805.496 Fans besucht. Damit wurde die bisherige Rekordmarke aus der Vorsaison (13.057.899) deutlich übertroffen. Zum vierten Mal in der Geschichte der Bundesliga strömten mehr als 13 Millionen Besucher in die Arenen, im Schnitt waren es 45.116 pro Spiel. Krösus bleibt der BVB, der jedes Mal vor ausverkauftem Haus spielte und damit vor 80.720 Besuchern. Den geringsten Zuschauerschnitt hatten 1899 Hoffenheim (28.026), der VfL Wolfsburg (27.614) und der SC Freiburg (22.676).
Die Abschlusstabelle der Saison 2011/2012