Neulich im Kolosseum

Von Stefan Moser
Hat er ihn getroffen oder nicht? Wer will das schon ohne Zeitlupe entscheiden!
© Getty

Im Großen und Ganzen lief der Auftakt der Rückrunde wie erwartet: Lucien Favre ist ein gebrochener Mann, Marco Reus kann sich nicht mehr auf seine Aufgaben konzentrieren, die Bayern marschieren unbehelligt vorne weg. Der Teufel aber steckt im Detail. Und in Felix Magath. Die Randnotizen des 18. Spieltags - wie immer in der Alternativen Liste.

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1. Kleine Männer unter sich: "Das war reines Glück", teilte Felix Magath den allgemeinen Eindruck, nachdem er gegen Köln einigermaßen erfolgreich 11 aus 49 gespielt hatte. Bodenständiger Typ, der Magath, wollte man da schon fast glauben. Bis er freilich nachlegte: "Ich heiße ja Felix, der Glückliche. Und das wusste doch schon Napoleon, oder wer das war, dass ein Führer...ähem...ein Feldherr, auch mal Glück braucht. Und das habe ich." Was so überaus bescheiden begann, endete dann eben doch in einem rhetorischen...ähem...Waterloo. Oder wo das war.

2. History repeats itself: Wir bleiben bei Geschichte: Gegen Köln schickte Wolfsburgs Feldherr bereits die Söldner Nummer 31 bis 35 in die Schlacht - und stellte damit schon am 18. Spieltag eine historische Bestmarke ein. In der Spielzeit 2000/01 setzte der bisherige Rekordhalter Eintracht Frankfurt nämlich ebenfalls 35 verschiedene Spieler in einer Saison ein. Befehlshaber damals? Logisch! Felix Magath. Bis er Ende Januar ins Exil geschickt wurde.

3. Narzissmus bis die Luft weg bleibt: Wo wir gerade schon in der Geschichte googeln: Tatsächlich bekamen römische Kaiser eine Zeit lang bei ihrer Inthronisierung den Beinamen "Felix" verliehen. Begründet wurde diese Tradition 185 n. Chr. von Lucius Aurelius Commodus. Der wiederum wurde ein paar Jahre später erwürgt. Und zwar von einem gewissen "Narcissus". Bemerkenswert symbolgeschwängert, dieses Google.

4. Ein Akzent, der glücklich macht: Einen wirklich bodenständigen Zugang zur Philosophie des Glücks hat dagegen Schalkes Klaas-Jan Huntelaar.

Im Sportstudio angesprochen auf die Fülle von Gesichtsverletzungen antwortete der einstmals selbst lädierte nämlich im schönsten Holland-Deutsch: "Manchmal hast du Glück. Und manchmal hast du kein Glück. Dann kriegst du einen auf die Nase - und dann ist sie kaputt."

5. Apropos kaputt: Unsere Genesungswünsche gehen an die Kriegsversehrten dieses Spieltags. Daniel van Buyten, Basti Prödl und vor allem Benedikt Höwedes. Der hatte nämlich das Pech, in einem Spiel, in dem gar kein Gegner auf dem Feld stand, ausgerechnet mit einem Mitspieler zu kollidieren. Immerhin bekam er die erste Hilfe aber stilgerecht serviert: Einen Eisbeutel - in einem königsblauen Stutzen. Gute Besserung!

6. Doppel-Apropos kaputt: Weil sie keine zwanzig Euros zahlen wollten, um mit anzusehen, wie ein paar Polen ein liegengebliebenes Wrack ausschlachten, boykottierten Dortmunds Fans am Sonntag die Hamburger Arena. Unter dem Motto "Kein Zwanni für nen Steher" standen sie stattdessen draußen vorm Stadion und hörten Radio. Schöne Sache Dortmund-Fans. Aber, hey: Ging's damit dann noch weiter Richtung Herbertstraße?

7. Und apropos Herbertstraße: Mit 1:5 bekam der HSV also ziemlich schmutzig die Hosen ausgezogen. Symbolcharakter hatte dabei vor allem das 0:2. Lewandowski schließt trocken ab, nachdem er zuvor HW4 fachgerecht getunnelt hatte.Denn so ist das nun mal in Hamburg: Wenn am Wochenende die großen Tiere aus der Republik anrücken, dann macht man hier schon mal bereitwillig die Beine breit.

8. Mitarbeiter der Woche: Weil er sich ad hoc nicht recht erklären konnte, wo das ganze Blut in Sebastian Prödls Gesicht so plötzlich hergekommen war, musste sich Schiri Robert Hartmann nach dem Topspiel auf dem Betzenberg wieder jede Menge Häme anhören. Als ausgewiesener Freund der Schiedsrichter-Zunft springt die Alternative Liste auf diesen plumpen Zug natürlich nicht mit auf. Stattdessen feiern wir Hartmanns Kollegen Christian Dingert, der am Samstag mit einer echt herausragenden Aktion zum Mann des Nachmittags wurde. Als er das Spiel Hoffenheim gegen Hannover endlich abpfiff.

9. Okkultismus ist sexy: Weil er von Klaas-Jan Huntelaar eigentlich nur hören wollte, dass Schalke jetzt Meister werden will, brachte Sportstudio-Moderator Sven Voss folgerichtig auch nichts Vernünftiges mehr aus seinem Gast heraus. Seine Kollegen aber deckten kurz vor Schluss noch eine echte Sensation auf! In Großaufnahme zeigten sie nämlich den Spielball der Partie Nürnberg gegen Hertha. Und tatsächlich stand da schon beim Anstoß das Endergebnis mit Filzstift drauf geschrieben. 2:0 für den Club! Wow! Gruselig, oder? Corvi tecum sunt, 1. FC Nürnberg!

10. Sorglos zum Streichergebnis: Um den SC Freiburg durfte man sich durchaus ein paar Sorgen machen. Mit Papiss Cisse ging der nominell einzige Hoffnungsträger weg, im Gegenzug wurde mit Sebastian Freis der Kader doch eher in der Tiefe verbreitert.

Für den FC Augsburg aber hat's gerade noch gereicht - weshalb sich Trainer Christian Streich unmittelbar nach Abpfiff auch gleich im Sprint vom Acker machte. Aber warum nur? Na klar, es war die nackte Angst vor Wortspielen, die ihn in die Katakomben trieb. Und wie sich zeigte: Völlig zu Recht!

11. Welcome back! Michael Skibbe ist zurück in Deutschland - und damit endlich auch der raue Duft von Motoröl und wilden Partys!

Schon vor dem Spiel der Hertha gegen Nürnberg versprühte der letzte Rockstar der Trainergilde seinen glamourösen Charme, indem er öffentlich um einen Anruf seines Vorgängers Markus Babbel bettelte. Auf seiner alten Handynummer könnte er ihn nämlich nicht mehr erreichen. Ein Anliegen, das im Lauf der 90 Minuten nur noch größer wurde. Denn auch nach dem Spiel zeigte Skibbes Gesichtsausdruck noch überdeutlich: Der Mann hätte da tatsächlich ein paar Fragen. Bitte Markus, ruf mich an!

Der 18. Spieltag im Überblick

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