DFB-Frauen von Tausenden Fans begeistert empfangen

SID
Dieses Bild bot sich den deutschen Nationalspielerinnen und dem Rest des DFB-Trosses vom Frankfurter Rathaus aus gesehen.
© getty

Den Tränen folgte der EM-Stolz: Die DFB-Frauen kehrten auch ohne Trophäe mit Optimismus aus England heim. Schon im nächsten Jahr steht die WM an, die Euphorie soll nachhaltig bleiben.

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Als die neuen deutschen Fußball-Lieblinge um 16.24 Uhr den Rathausbalkon betraten, sahen viele von ihnen das Fahnenmeer auf dem Römer nur verschwommen.

"Die meisten haben Tränen in Augen, davon haben wir immer geträumt", kommentierte Giulia Gwinn sichtlich gerührt die herzliche Willkommens-Party für die Vize-Europameisterinnen am Montag in Frankfurt/Main.

Dass knapp 7000 Fans trotz des verlorenen EM-Finals gegen England (1:2 nach Verlängerung) gekommen waren, um mit den Spielerinnen zu feiern, verwunderte den DFB-Präsidenten nicht. "Diese Truppe hat dem Fußball viel gegeben", sagte Bernd Neuendorf: "Diese Mannschaft hat Perspektive. Wir haben den Anfang von etwas ganz Großem gesehen."

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg fand es "Wahnsinn", dass die "Leistung über mehrere Wochen anerkannt wird und nicht nur das Siegen" zählt: "Wir wollten eigentlich Europameister sein und nicht die Sieger der Herzen. Aber wenn wir uns so in die Herzen der Bevölkerung gespielt haben, sind wir gerne die Sieger der Herzen."

Kommentar: Der DFB muss endlich Taten folgen lassen!

EM-Finale ein Straßenfeger mit 18 Millionen TV-Zusehern

Die DFB-Frauen hatten die Feierlichkeiten in der Heimat offenbar kaum abwarten können. 16 Minuten zu früh war die Lufthansa-Maschine in Frankfurt/Main gelandet. Schon vor dem Abflug in London hatte sich Stolz in die Enttäuschung über den verpassten EM-Triumph gemischt.

"Uns allen ist klar, dass wir einiges bewegt und eine sehr gute Turnierleistung gebracht haben, auf die wir wirklich stolz sein können", sagte Kapitänin und Final-Pechvogel Alexandra Popp, bevor der EM-Bus vom Teamhotel "The Grove" zum Flughafen abfuhr.

Wie viel Aufmerksamkeit und Sympathien dieses EM-Märchen ohne Happy End eingebracht hat, unterstrich nochmals die EM-Rekordquote bei der Final-Niederlage: 17,9 Millionen Fans schauten Sonntagabend vor den TV-Bildschirmen zu, bei einem Marktanteil von 64,8 Prozent.

Martina Voss-Tecklenburg mit flammendem Appell

Im DFB-Lager herrschte bei allem Frust Einigkeit: Der so schmerzhafte Schlusspunkt dieser Reise soll nur der Anfang sein. "Es ist ein Spiel, das uns enorm für die Zukunft helfen wird. Wir wollen um Titel spielen und wir wollen Titel gewinnen", betonte Voss-Tecklenburg.

Die Begeisterung für die Nationalspielerinnen, die bis auf wenige Ausnahmen alle in der heimischen Bundesliga zu bewundern sind, soll anhalten. Also startete Voss-Tecklenburg einen flammenden Appell: "DFB, Medien, Gesellschaft, Politik, Verbands- und Vereinsvertreter, nehmt euer Herz in die Hand, wie es die Spielerinnen getan haben, und dann gehen wir auch mit dem Frauenfußball nach vorne."

Auch Bundestrainer Hansi Flick hörte als Partygast zu, Bundestagspräsidentin Bärbel Bas schwärmte schon von einem "wahnsinnigen Schub für den Frauenfußball". DFB-Boss Neuendorf erteilte nach einer begeisterten Lobeshymne auf Spielerinnen und Trainerstab den Partybefehl: "Wir haben trotz des Ergebnisses Grund zu feiern, wir haben ganz viele Herzen gewonnen bei uns im Land."

Die WM steht vor der Tür

Was Mut macht: Schon in einem Jahr steht die WM in Australien und Neuseeland an. "Auch dort wollen wir auftreten als Mannschaft, die begeistert", blickte Voss-Tecklenburg voraus, die Qualifikation geht Anfang September weiter und ist für den zweimaligen Weltmeister nur noch Formsache - ähnlich wie eine Vertragsverlängerung über die WM hinaus für "MVT".

Die Bundestrainerin hofft, dass auch "alle unsere Führungsspielerinnen weitermachen". Abwehrchefin Marina Hegering, mit 32 die Älteste im EM-Kader, stellte schon mal klar: "Ich möchte auf jeden Fall noch weiter Fußball spielen. Wenn es dann noch reicht für die Nationalmannschaft, dann bleibe ich auch erst mal da."

Nach einem kurzen Urlaub steht auch schon wieder das Tagesgeschäft vor der Tür, das mit einem Ausrufezeichen beginnen soll. Die Bundesliga startet in der Frankfurter WM-Arena mit dem Eröffnungsspiel am 16. September zwischen der Eintracht und Vizemeister Bayern München.

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