Jens Lehmann und seine rassistische Beleidigung gegen Dennis Aogo: Die Entschuldigung ist genauso erbärmlich

Jens Lehmann steht nach einer rassistischen Beleidigung gegen Dennis Aogo in der Kritik.
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Es ist kein "Eindruck entstanden", wie Jens Lehmann Glauben machen will: Er hat Dennis Aogo rassistisch beleidigt. Die anschließende Entschuldigung des Ex-Nationaltorhüters lässt tief blicken und ist erschütternd.

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Eines muss man dem Boulevard lassen: Knallige Schlagzeilen und knackige Überschriften generieren kann er. Das muss man gewiss nicht gut finden. Wer aber wissen will, wie man vermeintlich dröge Themen aufbauscht, melkt und tagelang verkauft, der kann dort etwas lernen.

In seltenen Fällen behält er mit diesen "HAMMER"-Überschriften sogar Recht, der Boulevard. Die Bild betitelte den ehemaligen Fußballtorhüter Jens Lehmann einmal als "Jens Gagamann" und dabei ist es sogar egal, was der genaue Anlass dafür war. Lehmann hat während der aktiven, aber auch nach seiner Karriere schließlich schon für einige extrem merkwürdige - und das ist wohlwollend ausgedrückt - Fehltritte gesorgt.

Die neueste Episode hat nun nicht mit Lehmanns zahlreichen zuletzt getätigten Einlassungen zur Corona-Pandemie zu tun, die sich im Bereich der Verschwörungstheorien bewegten. Diesmal geht es um um nichts anderes als puren Rassismus, denn Lehmann bezeichnete Ex-Nationalspieler und Sky-Experte Dennis Aogo in einer nicht an diesen gerichteten WhatsApp-Nachricht als "Qotenschwarzen" (sic!). Dabei ist es nicht damit getan, Lehmann seine falsche Schreibweise des Wortes "Quote" unter die Nase zu reiben.

Rassismus ist selbstverständlich aufs Schärfste zu verurteilen. Doch mindestens genauso erbärmlich wie Lehmanns Beleidigung ist seine anschließende Entschuldigung. Per Twitter teilte der Ex-Nationalkeeper mit: "In einer privaten Nachricht von meinem Handy an Dennis Aogo ist ein Eindruck entstanden für den ich mich im Gespräch mit Dennis entschuldigt habe. Als ehemaliger Nationalspieler ist er sehr fachkundig und hat eine tolle Präsenz und bringt bei Sky Quote."

Jens Lehmann: Seine Entschuldigung lässt tief blicken

Auch bei "Gagamann"-Erfinder Bild meldete sich Lehmann zu Wort: "Ich habe bereits mit Dennis telefoniert und ihn um Verzeihung gebeten, wenn meine Äußerung despektierlich rübergekommen ist. Sie war überhaupt nicht so gemeint, sondern positiv. Da er als Sky-Experte fachkundig ist und in seinem Auftreten sehr stark. Und deshalb auch die Quote erhöht. Das wollte ich damit sagen, aber war von mir unglücklich ausgedrückt. Da die WhatsApp von meinem Handy rausging, übernehme ich die Verantwortung dafür. Es war eine private Nachricht."

Diese Statements des 51-Jährigen lassen tief blicken und sind deshalb ein Wahnsinn, da sie Lehmanns Versuch sind, irgendwie die Deutungshoheit über diese sehr eindeutige Geschichte zu erlangen. Lehmann stilisiert sich gar als Opfer, da die "private Nachricht", die vermutlich für einen Sky-Mitarbeiter gedacht war, ja privat bleiben sollte und nun jedoch von Aogo öffentlich gemacht wurde.

Dazu lesen sich die Sätze - besonders das "da die WhatsApp von meinem Handy rausging" - so, als habe sein Mobiltelefon eigenständig gehandelt und die Nachricht versehentlich verschickt, quasi gegen Lehmanns Willen. Auch hier schiebt er die Verantwortung beiseite.

Entschuldigung für den Eindruck, nicht für den Rassismus

Die Krönung ist allerdings, dass für Lehmann nun "ein Eindruck entstanden" und seine Aussage womöglich zu Unrecht "despektierlich rüberkommen" sei. Damit will Lehmann freilich insinuieren, dieser entstandene Eindruck wäre falsch. Der Begriff "Eindruck" offenbart aber vielmehr Lehmanns Denke: Es liegen alle falsch, bei denen dieser falsche Eindruck entstanden ist, die Absicht war selbstverständlich eine vollkommen andere.

Was Lehmann offenbar nicht versteht: Er hat etwas Rassistisches geäußert und genau deshalb ist der Eindruck entstanden, er habe etwas Rassistisches geäußert. Lehmann entschuldigt sich für den entstandenen Eindruck, aber nicht für seine rassistische Äußerung. Dass er dann noch die Chuzpe besitzt, Aogos Auftreten als TV-Experte zu loben, ist besonders erschütternd. Damit unternimmt Lehmann nichts anderes als den Versuch, seinem rassistischen Ausdruck "Qotenschwarzer" (sic!) eine andere Lesart zu verleihen.

Es war daher ein wunderbar konsequentes Zeichen, dass ihn die Investorengruppe bei Hertha BSC unverzüglich aus dem Aufsichtsrat abberief und Lehmann künftig auch keine Einladungen mehr von Sky und Sport1 erhält. Auch seinen Job als Botschafter der Laureus-Stiftung ist er los. Schön wäre es, wenn sich dadurch ein Lerneffekt bei Lehmann einstellen und er einsehen würde, was er tatsächlich getan hat: einen Menschen rassistisch beleidigt.

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