EM nur in Deutschland? Zweifel an paneuropäischem Turnier wachsen

SID
Findet die EM 2021 nur in Deutschland statt?
© imago images / ZUMA Wire

Eine EM in zwölf Ländern ist auch diesen Sommer angesichts der Corona-Pandemie schwer vorstellbar. Ein Funktionär bringt nun Deutschland als alleinigen Ausrichter ins Spiel.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Gruppenspiele in München, Achtelfinale in Bukarest, weiter nach St. Petersburg und dann zum Halbfinale nach London - gerade während einer Pandemie mutet die mögliche Reiseroute von Bundestrainer Joachim Löw und seiner Nationalmannschaft im Sommer wahnwitzig an. Die Zweifel an der ursprünglich geplanten Austragung der Fußball-EM in zwölf verschiedenen Ländern wachsen, die Suche nach Alternativen läuft - und da kommt auf einmal sogar Deutschland ins Spiel.

So berichtete der Präsident des Schweizerischen Verbandes SFV von Backup-Plänen, die die Europäische Fußball-Union (UEFA) für das Mega-Turnier (11. Juni bis 11. Juli) eventuell ins Auge fasst. "Die erste Variante wäre, die EURO in einem einzigen Land zu spielen, in Russland oder Deutschland zum Beispiel", sagte Dominique Blanc am Dienstag mehreren Schweizer Zeitungen. Eine radikalere Lösung wäre, das Turnier sogar nur in einer einzelnen Großstadt wie London auszuspielen.

Könnte Deutschland also drei Jahre vor der Heim-EM eine unerwartete Generalprobe erhalten? Dass bei Gedankenspielen dieser Einfall kommt, ist nur logisch. Kaum ein anderes Land in Europa verfügt über eine derartige Vielzahl moderner Stadien, zudem laufen ohnehin die Vorbereitungen auf die EURO 2024.

Joachim Löw, Didier Deschamps und Fernando Santos treffen in Gruppe F aufeinander.
© imago images / Schüler
Joachim Löw, Didier Deschamps und Fernando Santos treffen in Gruppe F aufeinander.

DFB kommentiert EM-Spekulationen nicht

Und schon bei der Austragung des Finalturniers der Europa League im vergangenen August in Köln, Düsseldorf, Gelsenkirchen und Duisburg war Deutschland kurzfristig eingesprungen - wenn auch in wesentlich kleinerer Form.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) kommentierte die aktuellen Spekulationen am Mittwoch auf SID-Anfrage allerdings nicht. DFB-Präsident Fritz Keller hatte aber schon im November in der Bild-Zeitung den Wunsch nach einer EURO "als friedliches Fußball-Fest in ganz Europa, das Brücken bauen soll zwischen den einzelnen Austragungsorten", geäußert.

Auch die UEFA befasst sich zumindest öffentlich noch nicht mit grundlegenden Änderungsgedanken. Auf Anfrage teilte der Kontinentalverband mit, dass er weiterhin zusammen mit den zwölf Ausrichterstädten an "vier Betriebsszenarien" für die Zuschauerauslastung arbeite. Die Möglichkeit voller Stadien werde dabei ebenso erörtert wie eine Kapazität von 50 bis 100 Prozent bzw. 20 bis 30 Prozent oder Geisterspiele. Schon bis zum 5. März soll die endgültige Entscheidung feststehen, wie die EURO ausgetragen wird.

UEFA-Präsident Ceferin optimistisch

UEFA-Präsident Aleksander Ceferin zeigte sich jüngst äußerst optimistisch. "Die Impfungen haben begonnen und ich denke, dass wir im Sommer in der Lage sein werden, volle Tribünen zu haben. Im Moment ist der Plan, in allen zwölf Ländern zu spielen", sagte der 53-Jährige vor wenigen Tagen der serbischen Zeitung Informer, betonte aber: "Natürlich gibt es Backup-Optionen, falls ein Land ein Probleme hat."

Die UEFA sei bereit, das um ein Jahr verschobene Turnier "in elf, zehn oder neun Städten" auszutragen, sagte Ceferin weiter: "Und sogar nur in einem Land, falls es nötig sein sollte." Bleibt alles wie geplant, trägt die deutsche Nationalmannschaft ihre Gruppenspiele gegen Weltmeister Frankreich, Titelverteidiger Portugal und Ungarn in München aus. Doch mit Planungen während einer Pandemie ist es eben so eine Sache.

So zweifelte der Schweizer Blanc stark daran, dass die ursprüngliche Version einer paneuropäischen EM in diesem Sommer "das Licht der Welt erblicken wird", und betonte: "Auf jeden Fall erscheint es mir schwierig."