Formel 1 - Sakhir-GP: Mercedes-Pannen! Perez siegt sensationell in Bahrain - Vettel abgeschlagen

"Ich glaube, das war einer der kolossalsten F***-ups, die wir je hatten", gesteht der Mercedes-Teamchef bei Sky und erklärt: "Es war die rechte Seite, die hat den Funkspruch nicht gehört. Und so war der falsche Reifen draußen für das falsche Auto. Das ist uns das letzte Mal passiert im Regen in Hockenheim, aber da wussten wir nicht, dass das Auto reinkommt."

"Das darf nicht passieren, aber passiert auch unserem Team. Und das zeigt, dass Menschen an der Arbeit sind", nimmt er sein Team in Schutz und erklärt im Hinblick auf Russell: "Er war natürlich total niedergeschlagen, da kann man nur gut zureden. Er hat aber schon wieder ein bisschen seinen Schmäh wiedergefunden. Er meinte, wenigstens hat er seinen ersten Punkt in der Formel 1 heute gemacht."

Kritik hagelte es von Mercedes-Boss nach dem Rennen jedoch auch für Russell-Teamkollege Valtteri Bottas. "Das muss ich besprechen mit ihm und seiner Crew, aber der hat heute nicht geglänzt", sagt Wolff bei Sky und antwortet auf die Frage, ob er vielleicht zu viel Druck gehabt habe: "Ich weiß es nicht, oder ob die Luft draußen ist, nachdem die Weltmeisterschaft verloren ist."

Rennsieger Perez durfte sich hingegen über seinen ersten F1-Sieg überhaupt freuen. "Ich bin sprachlos. Ich hoffe, dass ich nicht träume", strahlte der Mexikaner. Es sei "unglaublich", das Rennen am Ende noch gewonnen zu haben: "Ich finde jetzt mehr Frieden mit mir selbst, wenn ich ehrlich bin."

Sakhir-GP: Die Analyse

Hamilton-Ersatz Russell erwischte den besten Start aus der Spitzengruppe, als er besser vom Fleck kam als Teamkollege Bottas und in Kurve eins innen am Finnen vorbeiging. Dahinter erwischte auch Max Verstappen einen guten Start, nach einer Kollision zwischen Ferrari-Pilot Charles Leclerc und Perez verschätzte sich der Niederländer allerdings am Ausgang von Kurve vier, rutschte ins Kiesbett und platzierte seinen Red Bull in der Streckenbegrenzung.

Neben Verstappen musste auch Leclerc seinen Wagen schadensbedingt abstellen. Profiteur des Unfalls war Carlos Sainz (McLaren), der sich von Startplatz acht kommend hinter den beiden Mercedes auf Rang drei vorschob.

Da Russell auch den Re-Start nach der folgenden Safety-Car-Phase souverän für sich entschied, änderte sich zunächst wenig im Feld. Vielmehr zog der junge Engländer an der Spitze das Tempo an und schaffte es, den Abstand auf Bottas Runde für Runde zu vergrößern. Erst mit den ersten Boxenstopps, bei denen vor allem im Mittelfeld einige Undercuts zwischen den Racing Points, Renaults, McLarens, AlphaTauris und Verstappen-Teamkollege Alexander Albon gelangen, kam Bewegung ins Feld.

An der Spitze zogen die beiden auf Medium gestarteten Mercedes den ersten Stint ein wenig nach hinten und kamen erst in Runde 46 zum Reifenwechsel. Der in Führung liegende Russell bekam dabei den Vorzug des früheren Stopps und hatte somit keine Probleme, den knapp drei Sekunden dahinterliegenden Bottas hinter sich zu halten. Dank einer starken Outlap nach dem Wechsel gelang es dem Engländer sogar, den Abstand auf über acht Sekunden anwachsen zu lassen.

Wegen eines Unfalls von Williams-Fahrer Jack Aitken kam dann knapp 20 Runden vor Rennende das Safety Car auf die Strecke und warf alles durcheinander. Beide Silberpfeile nutzten die Gelegenheit noch einmal für einen weiten Besuch an der Box, wobei der Mechaniker-Crew gleich zwei folgenschwere Fehler unterliefen. Zunächst montierte man Russell das falsche Reifenset auf den Wagen, worauf der Brite in der folgenden Runde ein weiteres Mal zum Wechsel abbiegen musste, beim Stopp von Bottas klemmte ein Schlagschrauber. Sowohl der Finne als auch Russel fielen damit hinter Perez, Ocon und Stroll zurück.

Dennoch profitierte vor allem Russell in der Schussphase von den im Vergleich zur Konkurrenz deutlich schnelleren Reifen. Zunächst ging der Brite nach einem starken Überholmanöver wieder an Teamkollege Bottas vorbei, in den kommenden Umläufen überholte er auch Stroll und Ocon. Als schon alles nach einer erfolgreichen Aufholjagd aussah, vermeldete der Kommandostand einen Plattfuß am Hinterreifen des 22-Jährigen, worauf er ein viertes Mal an die Box musste und aus dem Kampf um die Podestplätze ausschied.

Da auch Bottas mit den neuen Reifen große Probleme vermeldete und Fahrer für Fahrer vorbeiziehen lassen musste, behielt Perez seine Führung und feierte seinen ersten Karriere-Sieg. Dahinter retteten auch Ocon und Stroll ihre Podiumsplätze ins Ziel. Russell beendete das Rennen schließlich auf Rang neun, Bottas wurde Achter.

Die Top-10 komplettierten Sainz, Daniel Ricciardo (Renault), Albon, Daniil Kvyat (AlphaTauri) und Lando Norris (McLaren) auf den Plätzen vier, fünf, sechs, sieben und zehn. Der Extrapunkt für die schnellste Rennrunde ging an Russell.

Reifenstrategie beim Sakhir-GP

Auch am zweiten Wochenende auf dem Bahrain International Circuit setzten die meisten Teams, ähnlich wie in der Vorwoche, auf eine Zweistopp-Strategie. Die auf weich gestarteten Fahrer kamen nach etwa 25 Runden das erste Mal zu Abfertigung, lediglich Stroll zog seinen ersten Stint auf Weich extrem in die Länge und tauschte erst in Runde 42 auf die Mediums. Aufgrund der nur kurzen Streckenlänge von knapp 3,5 Kilometer gelangen auch einige Underuts. So gingen Kvyat und Ocon dank früherer Stopps beispielsweise an Ricciardo und Stroll vorbei. Auch der frühe Wechsel von Perez zahlte sich aus.

Die Mercedes-Piloten hingegen planten mit einer Einstopp-Strategie, kamen erst nach über 40 Runden an die Box und wechselten dort die mittleren auf die harten Reifen. Damit wollten die Silberpfeile das Rennen beenden, die turbulente Schlussphase machte diesen Plan aber zunichte.

Highlight des Rennens: Mercedes-Crew

Eigentlich ist die Crew des Silberpfeile für ihre starken Boxenstopps und ihre fehlerfreie Arbeit bekannt. Beim Sakhir-GP unterliefen den Mechanikern aber gleich zwei Missgeschicke. Zunächst montierte man Russell die falschen Reifen, dann verpatzte man den Stopp von Bottas, als der Schlagschrauber streikte.

Top des Rennens: Sergio Perez

Nach einer katastrophalen Startphase und dem (unverschuldeten) Zurückfallen ans Ende des Feldes, schien es zunächst ein langweiliges Rennen für Sergio Perez zu werden. Doch der Mexikaner zeigte einmal mehr seine ganze Klasse, pflügte sich mit teilweise sehenswerten Überholmanövern durchs Feld und durfte sich, auch dank einer guten Strategie und ein wenig Glück, über seinen ersten Karriere-Erfolg freuen. Kaum vorstellbar, dass wir den 30-Jährigen im kommenden Jahr nicht mehr in der Formel in sehen könnten.

Flop des Rennens: Valtteri Bottas

Nach diesem Wochenende gibt es wohl nur zwei gute Nachrichten für den Finnen. Erstens: Die Saison ist bald vorbei und zweitens: Sein Vertrag bei Mercedes gilt bis Ende 2021. Die schlechte Nachricht ist, dass Bottas nach dem Türkei- und Bahrain-GP das dritte enttäuschende Wochenende hintereinander erlebte. Für seinen schlechten Stopp trägt er zwar keine Schuld, dass er im Rennen im Vergleich zu Hamilton-Ersatzmann Russell aber deutlich langsamer war und dem Engländer zu keiner Zeit folgen konnte, ist aber indiskutabel.

Formel 1: Die WM-Wertung nach 16 von 17 Rennen

• Fahrerwertung:

• Kontrukteurswertung: