Formel 1: Leclerc hängt Vettel nach Gullydeckel-Vorfall in Baku ab

SID
Charles Leclerc hat sich im freien Training in Baku die beste Rundenzeit gesichert.
© getty

Chaos um einen gelösten Gullydeckel und die nächste Kampfansage des aufmüpfigen Teamkollegen - für Ferrari-Star Sebastian Vettel lief der Auftakt zum Großen Preis von Aserbaidschan alles andere als nach Plan. Der Heppenheimer wurde im freien Training zum vierten Rennen der Saison in Baku (Sonntag, 14.10 Uhr im LIVETICKER) von Shootingstar Charles Leclerc regelrecht abgehängt.

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Am Ende war Vettel (1:43,196 Minuten) über drei Zehntelsekunden langsamer als Leclerc, der auf dem komplizierten Stadtkurs in 1:42,872 Minuten einen ganz starken Eindruck hinterließ und am Samstag die zweite Pole Position seiner jungen Karriere anstrebt. Hinter dem erst 21 Jahre alten Monegassen und Vettel reihte sich der WM-Spitzenreiter und Vorjahressieger Lewis Hamilton (1:43,541) im Mercedes auf Platz drei ein.

"Wir waren heute gut unterwegs, ich würde aber sagen, dass Mercedes sehr, sehr stark aussieht und es am Samstag aus unserer Sicht hoffentlich sehr eng wird", sagte Vettel: "Ich hoffe, dass wir morgen auf Augenhöhe sind mit Mercedes. Das Auto fühlt sich gut an, alles in allem war es okay."

Die Ferrari seien natürlich "sehr schnell, und es sieht so aus, dass sie ein ganzes Stück vor uns sind", sagte Hamilton, der nicht daran glaubt, "über Nacht sieben Zehntelsekunden" zu finden. Trotzdem freut sich der Brite im Qualifying auf einen "guten Fight".

Vierter wurde Red-Bull-Fahrer Max Verstappen (1:43,793), Nico Hülkenberg (1:46,717/Emmerich) schaffte es im Renault lediglich auf Rang 17. Das zweite Training auf der noch wenig Grip bietenden Strecke am Kaspischen Meer war von zahlreichen Verbremsern sowie Ausrutschern geprägt und musste zweimal unterbrochen werden. Richtig Chaos herrschte aber vier Stunden zuvor, als ein gelöster Gullydeckel für helle Aufregung gesorgt hatte.

300 Gullydeckel auf der Strecke

"Wie konnten sie das nur nicht richtig checken und die Gullydeckel nicht sichern", schrieb Weltmeister Hamilton in den sozialen Netzwerken, nachdem das erste freie Training wegen des Vorfalls schon nach wenigen Minuten abgebrochen werden musste. Die Organisatoren brauchten die Zeit, um alle gut 300 Gullydeckel an der Strecke zu untersuchen und die Schrauben nachzuziehen. Durch die ausgefallene Session fehlen Vettel und Co. nun wichtige Kilometer und damit Erfahrungen für das Rennen am Sonntag.

Kurz nach dem Beginn des Trainings war Williams-Pilot George Russell in hohem Tempo über den Kanaldeckel gefahren und zerstörte sich dabei den Unterboden an seinem Wagen. Der Brite blieb aber unverletzt. TV-Bilder zeigten, dass wohl Leclerc zuvor das Metallteil mit seinem Auto etwas gelöst hatte. Der Weltverband FIA machte den Bruch eines Montageteils für den Vorfall verantwortlich.

Horner: "So etwas habe ich noch nie gesehen"

"Mein Körper wurde ordentlich durchgeschüttelt", sagte Russell bei Sky. Im Moment des Unfalls habe es einen "lauten Knall" gegeben. Claire Williams, stellvertretende Teamchefin, kündigte ein Gespräch mit der Rennleitung an: "Diese Gullydeckel sollten richtig angebracht sein." Die Kosten für die Behebung der Schäden am Auto will sich die 42-Jährige vom Weltverband wiederholen. "Wir werden das mit der FIA besprechen", sagte sie.

Bei der Bergung des Williams unterlief den Organisatoren zudem ein weiterer peinlicher Fehler: Der Kran mit dem Wagen von Russell fuhr auf dem Weg an die Box gegen eine Brücke. Deswegen tropfte auch noch jede Menge Öl auf die Strecke. Der frühere Chefpromoter Bernie Ecclestone schüttelte als Zuschauer nur den Kopf über das Chaos in Baku.

"Normalerweise haben die Veranstalter hier ihre Sache gut im Griff", sagte der Brite. Und Red-Bull-Teamchef Christian Horner meinte: "So etwas habe ich noch nie gesehen. Erst ist der Gullydeckel lose, und dann fährt der Truck gegen eine Brücke."

 

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