DEL-Boss Gernot Tripcke exklusiv: "Klar ist, dass Spiele ohne Zuschauer für uns keine gute Option sind"

Gernot Tripcke blickt in eine ungewisse DEL-Zukunft.
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Vor drei Wochen musste die DEL ihre Saison aufgrund der Coronavirus-Pandemie mit sofortiger Wirkung kurz vor Playoff-Start vorzeitig abbrechen. DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke blickt bei SPOX voraus und erklärt, warum Geisterspiele in der neuen Saison im Eishockey wenig Sinn ergeben.

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"Ehrlich gesagt hat sich die Situation ja nicht grundlegend geändert. Wir können aktuell gar nicht beurteilen, wie sich die kommenden Wochen und Monate im Zeichen der Coronakrise entwickeln. Das belastet schon sehr", gibt DEL-Boss Gernot Tripcke im Gespräch mit SPOX offen zu.

Drei Wochen nach der schwierigen Entscheidung, die DEL-Saison ausgerechnet kurz vor Playoff-Start komplett abblasen zu müssen, weiß auch im deutschen Eishockey niemand so recht, wohin die Reise geht.

Dass Not erfinderisch macht, bewies die DEL, indem sie ihre Gala zum Saisonabschluss diesmal virtuell stattfinden ließ. So wurden unter anderem Eisbären-Stürmer Marcel Noebels doppelt (Spieler des Jahres/Stürmer des Jahres) und die Mannheimer NHL-Hoffnung Tim Stützle (Rookie des Jahres) per Internet ausgezeichnet.

Gernot Tripcke: DEL-Saison mit 14 Vereinen? "Davon gehe ich aktuell aus"

Aber wie geht es nun weiter in der DEL? "Wir stehen als Liga mit allen Beteiligten in Kontakt. Mit den Gremien, mit den sportlich Verantwortlichen der Klubs. Die wichtigste Erkenntnis ist, dass wir stets mit mehreren Szenarien planen müssen und uns ständig gegenseitig abstimmen. Diese Zeit ist gerade für alle sehr herausfordernd", erklärt Tripcke.

Sicher ist, dass sich die DEL auch um staatliche Hilfe bemühen wird, sofern es diese geben sollte. Aber reicht das? Kann die neue Saison wieder mit 14 Vereinen beginnen? "Davon gehe ich aktuell aus, ja. Aber das setzt natürlich voraus, dass wir im September in einen normalen Spielbetrieb starten können", macht Tripcke notgedrungen auch hier eine Einschränkung.

Generell scheint der Start einer neuen Saison im September aktuell zu weit weg, um genau vorhersagen zu können, welche Folgen es zum Beispiel hätte, wenn selbst dann keine Fans zugelassen würden.

Geisterspiele, die im Fußball eine gute Option sein könnten, sind es im Eishockey nicht. Hier machen die Zuschauereinnahmen einen viel größeren und entscheidenden Prozentsatz der Budgets aus. Von 60 bis 70 Prozent ist die Rede.

Gernot Tripcke: "Die TV-Gelder sind bei uns in einer anderen Dimension"

"Klar ist, dass Spiele ohne Zuschauer für uns keine gute Option sind. Man muss wissen, dass Eishockey und die Klubs der DEL sehr stark von den Zuschauern sowie den Einnahmen leben. Die TV-Gelder sind bei uns, im Vergleich zum Fußball, einfach in einer anderen Dimension. Nicht umsonst haben wir letztlich so klar die Entscheidung getroffen, die Saison vorzeitig abzusagen und eben nicht vor leeren Rängen zu spielen", gibt Tripcke die Marschroute vor.

Klar scheint ebenso, dass die Etats und generell die Gehälter bei den Klubs sinken werden in der Zeit nach Corona. Den Vereinen fehlen nicht nur die Einnahmen aus den Playoffs, auch in der Akquise von neuen Sponsoren - oft angetrieben durch eine Playoff-Euphorie - wird man die wirtschaftlichen Konsequenzen spüren.

Eventuell wird so noch ein größerer Fokus auf den deutschen Nachwuchs eine Konsequenz sein müssen. Für Tripcke wäre das aber nur eine Fortsetzung dessen, was die DEL seit Jahren versucht: "Was die jungen deutschen Spieler angeht, so setzen wir ja zum Glück schon seit langer Zeit unser Augenmerk darauf. Auch deshalb stehen Spieler wie Tim Stützle auf dem Sprung in die NHL."

Stützle gilt als absolutes Toptalent und könnte wie Superstar Leon Draisaitl 2014 in den Top-5 des Drafts gezogen werden. Doch auch der 18-Jährige kann aktuell nur warten. Die NHL hat den ursprünglich für Ende Juni in Montreal angesetzten Draft aufgrund der Coronakrise auf unbestimmte Zeit verschoben.

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