"Müsste ich mit Kanye besprechen"

Von Max Marbeiter
Alex Renfroe spielt mit Alba bislang eine starke Saison
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Droht Alex Renfroe etwa Ärger mit Kanye West? Alba Berlins Point Guard erklärt im SPOX-Interview augenzwinkernd, weshalb sich Kanye an ihn wenden könnte. Außerdem spricht Renfroe über Schwierigkeiten eines spät Verpflichteten, die Auswüchse der sozialen Medien und Probleme nach dem College. Zu Beginn: Albas anstehendes Spiel gegen Panathinaikos Athen (20.45 Uhr im LIVE-TICKER) um den Einzug in die Playoffs der Turkish Airlines Euroleague.

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SPOX: Mr. Renfroe, das vorentscheidende Spiel gegen Panathinaikos steht an. Ist vor solch einem wichtigen Spiel - Alba hat immerhin die Chance, als erstes deutsche Team überhaupt in die Euroleague-Playoffs einzuziehen - etwas anders? Ist die Einstellung eine andere? Bereitet man sich noch intensiver vor?

Alex Renfroe: Nein, das nicht. Beim letzten Mal haben wir uns gegen sie sehr viele Turnover geleistet. Das wollen wir nun natürlich ändern. Unser Gameplan steht.

SPOX: Apropos Gameplan. Passen Sie sich für jedes Team neu an oder sagen Sie: "Das ist unsere Art zu spielen und die anderen müssen herausfinden, wie sie damit klar kommen"?

Renfroe: Es ist eine Mischung. Mit Blick auf unsere Fehler aus dem Hinspiel nehmen wir natürlich Veränderungen vor. Normalerweise spielen wir aber immer so, wie wir sonst auch spielen. Wir fügen nur einige Details hinzu, passen uns ein wenig an.

SPOX: Vor den Top 16 hatten Sie noch gegen keines der Topteams gewonnen, dann direkt am ersten Spieltag den FC Barcelona besiegt. Hat der Sieg Ihnen am Ende den ganz großen Respekt genommen?

Tibor Pleiß im SPOX-Interview

Renfroe: Grundsätzlich einmal musst du immer daran glauben, dass du mit wirklich jedem mithalten kannst. Der Sieg gegen Barcelona hat uns aber definitiv geholfen, uns zusätzliches Selbstvertrauen verliehen. Da haben wir gesehen, dass wir auch wirklich mit den ganz Großen mithalten können. Nach einem solchen Spiel fängst du aber dennoch wieder von vorne an. Das nächste Spiel haben wir dann beispielsweise gegen Zalgiris verloren. Da zählte der Sieg gegen Barca nicht mehr.

SPOX: Es macht den Anschein, als sei das Team eine echte Einheit. Was macht dieses Alba-Team so speziell?

Renfroe: Es passt einfach. Wir verbringen auch außerhalb des Trainings sehr viel Zeit miteinander, unterhalten uns viel. Es herrscht eine sehr gute Atmosphäre. Wir unterstützen uns gegenseitig, stehen füreinander ein. Es ist wirklich eine spezielle Gruppe. Ich habe schon für viele Teams gespielt, aber nie für ein Team, das so gut miteinander ausgekommen ist. Egal, wer mit wem etwas macht, wir verstehen uns insgesamt. Es gibt keine Grüppchen. Das ist einzigartig und vereinfacht das Spiel auf dem Court.

Das Top 16 im Überblick

SPOX: In der NBA sagte Kevin Love kürzlich, dass er und LeBron James nicht beste Freunde seien, was wiederum eine Diskussion lostrat, ob Teamkollegen grundsätzlich befreundet sein müssten, um Erfolg zu haben. Was halten Sie davon?

Renfroe: Naja, ich sehe das so: Wenn du zur Arbeit kommst, zählt die Arbeit und sonst nichts. Da musst du professionell sein, egal wie gut du dich mit diesem oder jenem verstehst. Andererseits hilft es schon, wenn Teamkollegen untereinander befreundet sind. So achten sie mehr aufeinander, wollen das Beste für ihre Mitspieler. Das führt wiederum zu selbstlosem Spiel und selbstlosem Umgang, was ein wichtiger Faktor ist. Aber noch mal: Man muss sich einfach professionell verhalten und sollte sich nicht von Beziehungen in seiner Arbeit beeinflussen lassen.

SPOX: Mit Sasa Obradovic besitzt Alba einen sehr impulsiven Coach. Ist das manchmal schwierig?

Renfroe: Nein, das nicht. Natürlich hat alles seine positiven und negativen Seiten. In manchen Situationen hilft es vielleicht nicht unbedingt, wenn der Coach zu impulsiv ist, aber du weißt ja, wie er ist und erwartest es deshalb. Es ist wie immer im Leben. Du musst dich anpassen und die positiven Dinge betrachten. Coach Obradovic' Intensität steigert schließlich ja auch unsere Intensität.

SPOX: Kürzlich wurde es zwischen Ihnen beiden ein wenig zu intensiv. Gegen Oldenburg leisteten Sie sich eine kurze Schubserei. Am Ende können solche Dinge aber sicherlich passieren, wenn es auf dem Court hoch hergeht, man das Spiel unbedingt gewinnen will. Hat ein kurzes Gespräch das Problem beseitigt?

Renfroe: Absolut. Über solche Dinge musst du sofort sprechen. Es ist passiert, wir sind es direkt angegangen und haben das Problem aus der Welt geschafft.

SPOX: Haben Öffentlichkeit, Medien und auch die BBL, die Sie beide für je ein Spiel sperrte und mit einer Geldstrafe belegte, das Ganze dennoch ein wenig zu sehr aufgebauscht?

Renfroe: Um ehrlich zu sein: ja. Andererseits musste die Liga etwas tun, um zu zeigen, dass sie die Kontrolle über eine solche Situation hat. Die Medien haben es aber einfach zu sehr aufgebauscht. Für Coach Obradovic und mich war der Vorfall schnell erledigt. Und um nichts anderes geht es doch.

SPOX: Ist das aber nicht ein Problem unserer Zeit? Durch das Internet und die sozialen Medien werden Dinge schließlich sehr schnell aufgebauscht und man verliert ein wenig die Kontrolle.

Renfroe: Definitiv (lacht). Das kennen wir mittlerweile alle. Wegen der sozialen Medien bekommen Dinge, die du tust oder sagst, schnell eine eigene Dynamik. Du musst deshalb einfach die Dinge tun, zu denen du auch stehen kannst.

SPOX: Sie sind auf Twitter sehr aktiv. Ist das für Sie eine Möglichkeit, einiges durch eigene Aussagen selbst doch noch ein wenig zu kontrollieren, Ihre Meinung offen zu äußern?

Renfroe: Durchaus. Ich weiß jetzt nicht, ob das gut oder schlecht ist, aber ich bin einfach ein sehr offener Typ. Das wird sich nie ändern. Ich habe zu vielen Dingen eine Meinung und äußere sie dann auch. Ich bin ein eigensinniger Typ. Und Social Media ist nun mal ein Ort, an dem du dich ausdrücken kannst. Klar muss man aufpassen, was man sagt. Denn, da gebe ich Ihnen Recht, Dinge werden schnell aufgebauscht oder gegen dich verwendet. Aber ich bin einfach offen und werde deshalb nichts sagen, dem ich nicht zustimme oder zu dem ich nicht stehe. Wenn ich dann mit den Konsequenzen für etwas leben muss, an das ich glaube, ist das für mich Ok.

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