Thriller! Alba siegt trotz Einbruch

Alba Berlin hatte mit dem überragenden Boban Marjanovic alle Hände voll zu tun
© getty

Alba Berlin hat am 12. Spieltag im Top 16 der Turkish Airlines Euroleague eine starke Leistung gezeigt und Crvena Zvezda Telekom Belgrad mit 73:68 geschlagen. Durch den Sieg weist Alba nun eine ausgeglichene Bilanz (6:6) auf und hält seinen Playoff-Traum in der Gruppe E am Leben.

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Alba rangiert durch den Sieg weiterhin auf Platz fünf hinter Panathinaikos (6:5), das am Freitag beim Tabellenletzten Galatasaray antreten wird. Am 13. Spieltag kommt es zum direkten Duell zwischen Berlin und den Griechen. Roter Stern hat mit seiner 3:9-Bilanz dagegen nun auch rechnerisch keine Chance mehr auf die Playoffs.

Der deutsche Vizemeister setzte sich bereits im ersten Viertel zweistellig ab, da beim Gegner zu Beginn abgesehen vom abermals dominanten Center Boban Marjanovic (27 Punkte, 10 Rebounds, 9/12 FG) und Charles Jenkins (19 Punkte) kaum ein Spieler Normalform erreichte. Den Serben schadete zudem, dass sich Point Guard Marcus Williams bereits im ersten Viertel verletzte. Maik Zirbes machte mit 2 Punkten und 3 Rebounds eine unauffällige Partie.

In der zweiten Halbzeit kam Belgrad dank deutlich verbesserter Intensität in der Defense jedoch zurück und machte die Partie zu einem echten Krimi. Letztlich konnte sich Alba vor allem bei Marko Banic (18 Punkte, 8/10 FG), Alex Renfroe (13 Punkte, 6 Assists) und Leon Radosevic (10 Punkte) dafür bedanken, dass der Sieg nicht mehr aus der Hand gegeben wurde.

Die Reaktionen:

Sasa Obradovic (Coach Berlin): "Unsere zweite Halbzeit war nicht gut, taktisch haben wir einen schlechten Job gemacht. Wir sind ein junges Team, bei dem so etwas mal passieren kann. Insgesamt müssen wir mehr als zufrieden sein mit unserer Leistung in der Euroleague. Wir haben schon jetzt mehr gewonnen, als wir für möglich gehalten hätten. Ich denke nicht an die Playoffs."

Marko Banic (Berlin): "Ich bin sehr glücklich, aber in den letzten beiden Minuten hätte ich beinahe fünf Herzattacken gehabt! Wir müssen in so einer Situation wirklich ruhiger sein, das haben wir schon zuletzt gegen Galatasaray erlebt. Aber, wie ich schon einmal gesagt habe: Dieses Team hat einfach Charakter. Wir kämpfen immer und geben nie auf."

Maik Zirbes (Belgrad): "Das war eine enttäuschende Niederlage für uns. Wir haben in der zweiten Halbzeit tolles Teamplay gezeigt, nachdem wir zuvor weit in Rückstand geraten waren. Leider hat es nicht gereicht."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Gute Nachricht für Sasa Obradovic: Endlich ist Cliff Hammonds wieder dabei! Der Point Guard steht auch direkt neben Reggie Redding, Niels Giffey, Marko Banic und Leon Radosevic in der Starting Five. Belgrad beginnt mit Marcus Williams, Jaka Blazic, Luka Mitrovic, Nikola Kalinic und Boban Marjanovic.

2.: Herrliche Aktion von Williams. Der Aufbau zieht zum Korb, Radosevic will aushelfen - also steckt er clever auf Marjanovic durch, der nur stopfen muss. 4:4, munterer Beginn in Berlin.

5.: Ganz starker Beginn für Banic! Der Big Man erhält den Vorzug vor McLean in der Starting Five und zahlt das Vertrauen direkt zurück. Drei von drei aus dem Feld, 6 Punkte. Mehr geht nicht. 10:6 für Alba.

9.: Berlin ist hier von Anfang an richtig gut im Spiel - zunächst ging alles Inside, jetzt drücken nacheinander Renfroe und Tabu Dreier rein. Belgrad dagegen kriegt offensiv momentan nichts zustande. 20:8 Alba!

15.: Das sieht Obradovic natürlich nicht gern. Jenkins geht an Renfroe vorbei und spaziert dann völlig unbehelligt zum Korb, wo er zum 15:26 aus Sicht der Gäste abschließt. Auszeit Berlin.

19.: Minutenlang schafft Alba kaum Punkte, doch Redding löst den Knoten per Floater. Renfroe trifft mit Foul, Giffey streut einen Dreier aus der Ecke ein - und schon steht die Führung wieder bei 17!

25.: Das gab es bisher kaum zu sehen - ein Fastbreak der Serben! Jovic trifft einen Layup, im folgenden Angriff legt Jenkins einen Dreier nach, und schon sind es nur noch 13 Zähler. Obradovic reagiert wieder per Auszeit.

29.: Es hatte sich abgezeichnet in den letzten Minuten. So schnell kann's gehen: Belgrad erhöht defensiv den Druck und trifft endlich mal ein paar Würfe. Ein Midrange-Jumper von Marjanovic bringt sie auf 8 Zähler ran.

32: Das darf nicht wahr sein! Giffey will beim Dreier ein Foul ziehen, bekommt aber keinen Pfiff. Er meckert und bekommt das Technische. Im Angriff danach verliert er den Ball. Belgrad ist auf 3 Punkte dran...

40.: Die Schlussphase ist unheimlich eng, aber Alba hat eben Redding, Banic und Renfroe auf seiner Seite. Alle drei treffen wichtige Würfe und halten ihr Team gerade so über Wasser - am Ende bringt McLean den Sieg an der Freiwurflinie nach Hause!

Alba vs. Belgrad: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Alex Renfroe. Hammonds kehrte zurück, wurde nach seiner langen Verletzungspause aber nur dosiert eingesetzt. Das konnte sich Alba dank Renfroe aber erlauben, der mit seiner Penetration, seinem Distanzwurf und seinem Auge eine richtig gute Vorstellung zeigte (13 Punkte, 6 Assists) und gemeinsam mit Redding (11 Assists) die Offense am Laufen hielt. In der Schlussphase zudem mit einigen wichtigen Würfen. Ebenfalls erneut stark: Marko Banic.

Der Flop des Spiels: Die Schützen der Serben. Stefan Jovic mit seinen zwei Dreiern bei zwei Versuchen mal ausgeklammert, präsentierte sich Belgrad absolut katastrophal von jenseits der Dreierlinie. Charles Jenkins traf wenigstens noch zwei von sechs, ansonsten versenkte nicht ein einziger Spieler von Roter Stern einen Dreier. Vor allem Luka Mitrovic (0/6 3FG) hat wohl schon bessere Spiele erlebt...

Das fiel auf:

  • Marjanovic ist nicht zu stoppen - das haben in dieser Saison schon viele Teams feststellen müssen, und das galt auch für Berlin. Radosevic, Banic, McLean und Wohlfarth-Bottermann machten defensiv eigentlich einen guten Job, aber die enormen Größenvorteile wurden dann doch jedes Mal deutlich, wenn der Riese den Ball in Korbnähe serviert bekam. Es war daher umso wichtiger, ihn auch defensiv zu beschäftigen und ihm möglichst viele Fouls anzuhängen.
  • Gleichzeitig war diese Partie aber nicht die erste in dieser Saison, in der Marjanovic zeitweise auf sich allein gestellt war. Insbesondere aus der Distanz klappte zu Beginn überhaupt nichts bei Belgrad (0/8 3FG in Halbzeit eins), sodass Alba sich bereits im ersten Viertel deutlich absetzen konnte. Crvena Zvezda ging zudem viel zu sorglos mit dem Ball um (sieben Turnover im ersten Viertel).
  • Das Stottern der Belgrader Offense hatte natürlich auch mit dem Ausfall von Williams zu tun, der sich bereits im ersten Viertel verletzte und nicht mehr zurückkehrte - der Amerikaner gehört schließlich zu den besten Aufbauspielern der gesamten Euroleague. Nach der Pause zeigte Backup Jenkins allerdings, dass auch er ein Guter ist - zumindest als Scorer.
  • Alba startete hingegen offensiv richtig stark in die Partie. Man sah weder erzwungene Würfe, noch wurde gewissenlos aus der Distanz geballert - im Gegenteil. Mit schönem Ball Movement wurden zumeist gute, offene Würfe kreiert, 28 Field Goals gingen gute 20 Assists voraus.
  • Gleichzeitig zeigte Alba eine extrem starke Leistung in der Defensive. Mit den Punkten von Marjanovic konnten sie leben, solange sie den Rest des Gegners im Griff hatten - und über weite Strecken war das absolut der Fall. Nur 22 Punkte bis zur Pause sprechen eine klare Sprache. Und wenn sich defensiv doch mal eine Unkonzentriertheit einschlich, reagierte Obradovic sofort, um möglichen Runs des Gegners sofort entgegenzuwirken.
  • Lange Zeit klappte das auch gut - doch im dritten Viertel verfielen die Berliner mal wieder in alte Verhaltensmuster. Wie schon mehrfach in dieser Saison verlor Alba zwischenzeitlich komplett den Faden und ließ einen nahezu totgeglaubten Gegner zurück ins Spiel. Auf einmal lagen die Nerven blank, sodass sich die Berliner mehrere Technische Fouls leisteten, offensiv sämtliche Ruhe über Bord warfen und defensiv einen Kollaps nach dem anderen verkraften mussten.

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