ÖHB-Hoffnungsträger Nikola Bilyk vor Duell mit der Ukraine: "Hätte mich dennoch für Österreich entschieden"

Von APA
Nikola Bilyk beim 32:29-Sieg gegen Tschechien
© GEPA

Für Österreichs Handball-Aushängeschild Nikola Bilyk ist das EM-Duell mit der Ukraine am Sonntag (18.15 Uhr) nicht alltäglich: Der 23-Jährige Kiel-Legionär trifft auf die Heimat seiner Eltern, Vater Sergej Bilyk spielte einst für die Osteuropäer. Er ist überzeugt, dass sein Sohn für die ganz spezielle Partie auch mental gerüstet ist. "Niko ist bereit für diesen Druck."

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"Als Kind war Niko jeden Sommer dort, hat Verwandte und Freunde besucht", erinnerte der ehemalige Tormann Bilyk senior, der aus Donezk stammt. Dass es sich am Sonntag um eine ungewöhnliche Situation handle, liege auf der Hand. "Er hat aber keine Angst vor dieser Situation", betonte er. "Und wenn du auf einem Niveau wie bei Kiel spielst, weißt du, was das bedeutet. Außerdem hast du als Kapitän sowieso immer Druck."

Diesen Umstand habe er den Filius stets zu vermitteln versucht. Auch, als er 2016 an der Seite seines damals 19-jährigen Sohns mit 45 zum Karriereabschluss den Meistertitel mit den Fivers Margareten holte. "Ich war vielleicht sehr kritisch. Aber ich habe ihm immer gesagt, dass die Zuschauer nicht darauf schauen, wie alt du bist oder ob du verkühlt warst. Sie schauen nur auf deine Leistung. Du musst am Feld beweisen, dass du der beste Spieler bist."

Bilyk steht emotionales Spiel gegen die Ukraine bevor

Betrachtet man seine Spiele, scheint Nikola Bilyk diese Einstellung tatsächlich aufgesaugt zu haben. Und der Jungstar, der seit 2016 bei Kiel agiert und aktuell eine starke Saison mit dem deutschen Rekordmeister hinlegt, will das nicht zuletzt gegen die Ukraine unter Beweis stellen. Auch er ist sich der Besonderheit des Duells bewusst. "Sicher, meine Eltern kommen dort her, ich habe dort gelebt und zahlreiche Sommerferien verbracht", meinte er.

Das Leben in den beiden Ländern könne man nicht vergleichen. "Die Menschen haben nicht dieselben Möglichkeiten. Viele Kinder möchten gerne Sport ausüben, den Eltern fehlt aber das Geld, um ihnen überhaupt Sachen zu kaufen", sagte Bilyk.

Schon seit Jahren stellt er "Lieferungen" von gebrauchten Sportsachen zusammen, "die wir immer wieder neu bekommen, und mit denen in der Ukraine Kinder trainieren können".

ÖHB-Team statt ukrainische Nationalmannschaft

Sein letzter Besuch in der Heimat der Eltern sei allerdings bereits neun Jahre her. Einerseits gebe das Profi-Dasein nicht viel Spielraum für den Trip, andererseits seien es die Schwierigkeiten in der Ostukraine, mit der Reisende zu tun haben. Denn Donzek liegt an der Grenze der gleichnamigen Region, in der sich ukrainische Regierungstruppen und prorussische Separatisten gegenüberstehen.

Der Familiengeschichte zum Trotz sei für ihn niemals zur Debatte gestanden, für das ukrainische Nationalteam aufzulaufen. Diesbezügliche Aufmerksamkeit habe es ohnehin erst gegeben, als er bereits für Österreich bzw. für Kiel spielte.

"Und selbst wenn es dazu gekommen wäre, hätte ich mich ziemlich sicher für Österreich entschieden. Das wäre unfair gegenüber dem Land und den Leuten, die für meine Ausbildung als Handballer gesorgt haben, zu sagen, ich entscheide mich für die Ukraine."

Handball-EM 2020: Österreich trotz Euphorie gewarnt

Die Ukraine ist zum ersten Mal seit zehn Jahren - damals mit Bilyk senior - wieder bei einer Endrunde vertreten und gilt in einer recht ausgeglichenen Gruppe am ehesten als Außenseiter. Sergej Bilyk warnte aber davor, sie zu unterschätzen. "Eine junge Generation, viele spielen bei Motor Saporoschje, sie haben Champions-League-Erfahrung und sind hungrig auf Erfolge", meinte Bilyk. "Kämpferisch wird das nicht so einfach."

Auch das Urteil über Trainer Sergej Bebeschko, mit dem er einst zusammenspielte, fällt positiv aus: "Er war ein cleverer Mitteakteur und hat als Coach Champions-League-Erfahrungen mit Brest und Dinamo Minsk gesammelt. Ein guter Trainer für das Nationalteam."

Die ukrainische Liga sei freilich eine klare Mehrklassengesellschaft "Es gibt Motor und ZTR und dann Riesenunterschiede." Die mangelnde Konkurrenz sei ein Problem. "Es ist eine ganz schwierige Situation", meinte Bilyk unter Verweis auf die politische Situation: "Es ist derzeit nicht so einfach, in den Sport zu investieren."

Der ÖHB-Spielplan zur Handball-EM 2020

Für das ÖHB-Team startet die Handball-EM 2020 in der Gruppe B mit der Partie am 10. Jänner gegen Tschechien. Anschließend geht es gegen die Ukrainer, ehe am letzten Spieltag der Gruppenfavorit Nordmazedonien wartet.

Datum und UhrzeitTeam 1Team 2Ergebnis
10. Jänner, 18.15 UhrÖsterreichTschechien32:29
10. Jänner, 20.30 UhrNordmazedonienUkraine26:25
12. Jänner, 16.00 UhrTschechienNordmazedonien
12. Jänner, 18.15 UhrÖsterreichUkraine
14. Jänner, 18.15 UhrÖsterreichNordmazedonien
14. Jänner, 20.30 UhrUkraineTschechien

Tabelle der Gruppe B

Platz

Mannschaft

Sp

S

U

N

T/GT

TD

Punkte

1.

Österreich

1

1

0

0

32:29

3

2

2.

Nordmazedonien

1

1

0

0

26:25

1

2

3.

Ukraine

1

0

0

1

25:26

-1

0

4.

Tschechien

1

0

0

1

29:32

-3

0

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