ÖFB-Kicker Sandi Lovric bei SPOX: "War traurig, dass das bei Sturm so enden musste"

Von Andreas Födinger
Sandi Lovric im Trikot des FC Lugano
© imago images

Sieben Jahre lang kickte Sandi Lovric beim SK Sturm Graz, durchlief von der U16 weg alle Jugendauswahlen und etablierte sich unter Franco Foda zum Stammspieler bei den Blackies.

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Im Mai die überraschende Nachricht: Sturm streicht den Mittelfeldspieler aus dem Kader, Sportdirektor Günter Kreissl verkündet damals: "Er wird nicht mehr berücksichtigt." Eine klassische Ausbootung.

Der Grund? Lovric konnte sich im Mai noch zu keiner Vertragsverlängerung hinreißen lassen, Sturm wolle Planungssicherheit, wie der damalige Trainer Roman Mählich bestätigte: "Sobald ich weiß, in welche Richtung es im nächsten Jahr geht, möchte ich nicht herumwurschteln."

Der Rest ist bekannt: Lovric wurde im Meisterschaftsfinish auf die Tribüne verbannt und unterschrieb im Sommer trotz Angeboten aus Italien in der Schweiz, beim FC Lugano. Der talentierte U21-Teamkicker, der mit 17 Jahren Kapitän des U17-Nationalteams war und in jungen Jahren von Juventus Turin beobachtet wurde, sei laut Ex-Sturm-Trainer Darko Milanic "für die ganz große Bühne gemacht."

Nun ist Lugano nicht als ganz große Bühne bekannt. Grund genug für SPOX mit ihm über die Gründe hinter der Ausbootung bei Sturm, das Abenteuer Europa League mit dem FC Lugano und seinen Kumpel Dario Maresic zu sprechen.

SPOX: Sie sind nach sieben Jahren beim SK Sturm in die Schweiz gewechselt. Wie schwer ist Ihnen der Schritt gefallen?

Sandi Lovric: Ich kann hier wirklich nichts beanstanden. Das Leben in Lugano ist wirklich schön. Die sportliche Situation ist etwas schwierig, wir haben einige Spiele verloren (nach sechs Spielen befindet sich FC Lugano nur auf Tabellenrang Neun, Anm.). Wir müssen schauen, so schnell als möglich aus dieser Situation rauszukommen und positive Erlebnisse und Ergebnisse zu sammeln.

Wieso ist die Wahl schließlich auf Lugano gefallen? Gerüchte gab's um die Serie A - zum Beispiel US Palermo.

Lovric: Das stimmt, diese Gerüchte gab's. Ich habe mich aber am Ende wegen der Europa League für Lugano entschieden. Das wollte ich in meiner Karriere einfach mitnehmen, diese Erfahrung auf der internationalen Bühne zu sammeln. Das war dann auch der ausschlaggebende Punkt. Lugano soll aber kein endgültiger Schritt sein. Das ist aber mit 21 Jahren eh klar.

Sandi Lovric: "Habe zu Sturm nie gesagt, dass ich fix gehen werde"

Mit Marc Janko gab es in der vergangenen Saison ja schon einmal einen Österreicher beim FC Lugano. Haben Sie sich von ihm Erfahrungsberichte eingeholt?

Lovric: Nein, habe ich nicht. Aber sie sprechen alle sehr positiv von ihm, ich bin schon oft auf ihn angesprochen worden.

Ihr Trainer Fabio Celestini hat eine interessante Spieler-Karriere hinter sich. Er spielte unter anderem bei Olympique Marseille, und fast 150 Mal in La Liga. Er war wie Sie defensiver Mittelfeldspieler. Wie ist die Zusammenarbeit mit ihm?

Lovric: Sehr gut. Man sieht, dass er auf hohem Niveau gespielt hat, das ist sehr wichtig. Er gibt mir viele Tipps, wie ich mich auf meiner Position bewegen soll und was ich verbessern kann. Das ist natürlich ein Vorteil.

Sandi Lovric: Seine Leistungsdaten

VereinSpieleToreAssists
FC Lugano (SUI)5-1
SK Sturm Graz (AUT)7918
SK Sturm Graz II (AUT)3143

Am Donnerstag geht's gegen Kopenhagen in der Europa League. Sie sind in der Gruppe mit Dynamo Kiew und Malmö FF doch eher Außenseiter. Was sind Ihre Erwartungen?

Lovric: Die Gruppe ist natürlich sehr schwer. Es sind zwar nicht die ganz großen Namen, aber das sind Mannschaften, die einfach eine riesige Qualität haben. Auf dem Niveau gibt's aber sowieso kein schlechtes Spiel. Wir müssen an das Maximum gehen und auf die 100 Prozent kommen. Ich glaube dann sogar daran, dass etwas möglich ist und dass wir Punkte sammeln. Am Donnerstag spiele ich aber leider nicht, da bin ich gesperrt. Ich habe in meinem letzten Europa-League-Quali-Spiel mit Sturm Gelb-Rot bekommen. Das habe ich selber ganz vergessen gehabt, aber ich wurde heute daran erinnert. Ich bin aber gerade dabei, mich in die Startelf zu spielen.

Franco Foda hat 2017 alles versucht, Sie bei Sturm zu halten. Sie haben dann Ihren Vertrag verlängert. 2019, ähnliche Situation, allerdings anderer Ausgang: keine Vertragsverlängerung. Haben Roman Mählich und Günter Kreissl nicht alles versucht?

Lovric: Doch, schon. Vor allem Roman hat sich richtig Mühe gegeben.

Sandi Lovric traurig
© GEPA
Sandi Lovric traurig

Sie waren so lange beim SK Sturm, der Abschied ist leider eher unrühmlich verlaufen.

Lovric: Ich habe zu Sturm gesagt, dass ich bis zum Ende der Saison abwarten möchte, weil ich andere Angebote hatte. Ich wollte einfach schauen, wo Sturm am Ende steht. Sturm ist mein Heimatverein, ich war sieben Jahre lange dort. Ich habe ihnen das auch offen gesagt, aber Sturm wollte schnell eine Entscheidung haben. Dann ist es halt so gelaufen, wie's gelaufen ist.

Das heißt, Sie wären schon bereit gewesen, bei Sturm zu verlängern, hätten sie Ihnen kein Ultimatum gestellt?

Lovric: Ja, ich habe nie gesagt, dass ich fix gehen werde. Ich wollte einfach warten. Wenn wir Dritter geworden wären, hätten wir fix in der Europa League gespielt. Dann wäre ich mit meinem Heimatverein in der Europa League. Das wäre natürlich dann schon etwas anderes gewesen.

Sandi Lovric: Auch Kumpel Dario Maresic wechselte

Wäre das die Traumvorstellung gewesen? Mit Sturm in der Europa League?

Lovric: Ich hätt's mir auf jeden Fall vorstellen können. Im Endeffekt ist es aber ja anders gekommen.

Fanden Sie es fair, dass Sie ab Mai danach von Roman Mählich nicht mehr berücksichtigt wurden?

Lovric: Das war die Entscheidung, ich habe sie akzeptiert. Ich habe es aber natürlich schade gefunden, weil es in einer Phase war, in der auf der einen Seite ich in einer guten Form war und auf der anderen Seite, noch sehr viele wichtige Spiele vor uns waren. Es standen uns noch sechs Spiele um den dritten Platz bevor, ich glaube, ich hätte da schon meinen Beitrag leisten können. Aber gut, sie haben sich so entschieden, also musste ich das akzeptieren. Natürlich war ich traurig, dass das am Schluss so enden musste. Ich habe es zur Kenntnis genommen und dann weiter geschaut.

Bei Sturm blieb derweilen kein Stein auf dem anderen. Auch Ihr Kumpel Dario Maresic wechselte. Was sagen Sie zu seinem Wechsel?

Lovric: Ich habe mich wirklich sehr für ihn gefreut. Ich glaube, es war ein sehr guter Schritt. Er ist in einer Top-5 Liga und bekommt dort eine neue Herausforderung. Es ist einfach etwas anderes, wenn du Ligue 1 spielst oder in der österreichischen Bundesliga. Er muss über seine Grenzen gehen und das wird ihm sehr gut tun. Dass er international mithalten kann, das hat er beim U21-EM-Team bewiesen. Ich bin überzeugt, dass er sich dort durchsetzen wird. Ich glaube, der Wechsel kam genau zum richtigen Zeitpunkt.

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