Ansichtssache - die Kolumne von Michael Gigerl: Chelsea will, Arsenal muss

Von Michael Gigerl, Kommentator & PULS 4 Chefredakteur Sport
Michael Gigerl
© PULS 4

Rein sportlich betrachtet haben wir es heuer mit einem äußerst würdigen und sehr prominenten Europa League Finale zu tun. Sowohl Chelsea als auch Arsenal gelten als ganz große Adressen im Weltfußball, beide verfügen sogar über Champions League Finalerfahrung in diesem noch jungen Jahrtausend.

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Ohne die Europa League schmälern zu wollen, ist es auch das Selbstverständnis und der Anspruch beider Klubs, Jahr für Jahr in der Königsklasse eine möglichst gewichtige Rolle zu spielen. Und genau diese Vorgabe ist es auch, die vor diesem Finale für einen der vielleicht größten Unterschiede zwischen den beiden Teams sorgt: Chelsea will den Titel, Arsenal hingegen MUSS...

Während die Blues mit Platz drei in der Liga das Minimalziel Champions League Qualifikation erreicht haben, droht den Gunners das dritte Jahr in Folge OHNE Königsklasse. Und das, nachdem man davor stolze 19 Mal in Folge in der Liga der Besten mitgemischt hat! Arsenal hat die Top 4 der Premier League aufgrund eines desaströsen Aprils vergeigt, somit ist die Europa League die letzte Chance auf ein Ticket für die Eliteliga Europas. Es ist aber nicht nur der sportliche Anreiz, der für enormen Druck im Lager der Mannschaft aus dem Norden von London sorgt...

Wirtschaftlich betrachtet liegt zwischen der Champions und der Europa League mehr als nur eine Liga. Der Gewinner der Europa League erhält in etwa die Summe, die man für das Erreichen der Gruppenphase der Champions League bekommt. Während in der Königsklasse rund 2 Milliarden Euro auf die 32 teilnehmenden Mannschaften aufgeteilt wird, müssen sich einen Stock tiefer die 48 Teams der Europa League den verhältnismäßig bescheidenden Kuchen von rund 560 Millionen Euro untereinander aufteilen.

Dieser bedeutende Unterschied an den zu erwartenden Einnahmen spielt naturgemäß eine entscheidende Rolle in Sachen Kaderplanung. Anders gesagt: Der Ausgang dieses Finales wird die Transferaktivitäten von Arsenal wesentlich beeinflussen. Einerseits wirtschaftlicher Natur, denn Spieler, die dir auf diesem Niveau wirklich helfen könne, kosten. Und zwar ordentlich... Ja und andererseits bekommst du manche Spieler erst gar nicht an den Verhandlungstisch, wenn du nicht dein Ticket für die Königsklasse in der Tasche hast. Im Gegenteil, der eine oder andere Spieler bei Arsenal wird sich im Falle einer neuerlichen Champions League Absenz wohl anderweitig umsehen wollen...

Ich als alter Fußballromantiker würde dem FC Arsenal den Titel durchaus gönnen. Verdienen würde es sich freilich auch der FC Chelsea, aber die haben in dieser Dekade ohnehin schon alle wichtigen Trophäen gewonnen, sowohl national als auch international. Da haben die Gunners Aufholbedarf: Das letzte große internationale Ausrufezeichen war das Champions League Finale 2006, das man gegen den FC Barcelona verloren hat. National ist nach wie vor der Meistertitel von 2004, den Gunners invincibles rund um Henry, Bergkamp, Pires, Viera und Co., das ganz große Highlight seit der Jahrtausendwende. So gesehen wäre es durchaus an der Zeit wieder etwas Silberware ins Vereinsmuseum zu bringen...

Am Ende wünsche ich mir aber, dass der Bessere gewinnen möge. Und ich freue mich auch, wenn das der FC Chelsea ist. Denn das würde dann bedeuten, dass der LASK (zumindest) fix in der kommenden Saison in der Gruppenphase der Europa League spielen würde. Aber das ist eine andere Geschichte... Das letzte Kapitel der diesjährigen Geschichte der Europa League sehen Sie ab 20:15 Uhr live auf PULS 4, wo wir uns auch schon sehr auf unseren prominenten Finalgast Peter Stöger freuen!

Sie erreichen den Autor unter: michael.gigerl@puls4.com

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